Im Bereich des Djent und Tech-Metal werden die Dänen GHOST IRIS als aufgehender Stern der Szene bezeichnet. Als meist gestreamter Metalact aus ihrem Heimatland Dänemark 2016 und mit dem neuen Album „Blind World“ im Rücken startet die Band ins Jahr 2017. Im Gegensatz zum Debüt „Anecotes Of Science & Soul“ hat sich der Sound zu einem komplexeren und mehr vom Funk inspirierten gewandelt, der neben harten Riffs auf die perfekte Harmonie mit dem fokussierten Songwriting und unvergesslichen Gesangsmelodien setzt.
So ist die Erwartungshaltung sicherlich hoch, leider macht bereits der Opener „Gods Of Neglect“ einen eher verhaltenen Eindruck. Death Metal mit Djent-Note ist der Song zwar ohne Zweifel, kommt aber eher mit angezogener Handbremse daher und kann auch keine nennenswerten Akzente setzen. Wenn das Quartett hingegen die Metalcore-Anteile merklich nach oben schraubt, gestaltet sich dessen Musik weitaus spannender. Dann kommen auch Breakdowns („The Flower Of Life“) oder kraftvoller Klargesang („Pinnacle“) zum Einsatz. Technisch gesehen kann man den vier Jungs keinen Vorwurf machen, denn jede Note sitzt nahezu perfekt. Im Gesamtbild entsteht, neben einigen kraftvollen Riffs und kurzen aufhorchenden Gesangslinien, doch ein verwirrender Stilmix aus Djent, progressivem Metalcore und leichten Death-Metal-Einschlägen. Der nur knapp zweiminütige Titelsong mit seiner Anlehnung an Alternative Country und Sprechgesang über wuchtige Drums hat da schon mehr Potential zu bieten, wird ab der Hälfte aber kurzfristig durch diffuses Metal-Riffing abgelöst und zerstört die so entstandene Atmosphäre vollständig. Die Spitze dieses Schaffens ist der achtminütige Longtrack „Time Will Tell“, der entgegen dem Titel deutlich zeigt, dass die Nachwelt und Metal-Geschichte vielleicht nicht unbedingt von GHOST IRIS berichten wird. Da hilft am Ende auch nicht der Einsatz von kraftvollem bis lieblichem Frauengesang im Abschlussstück „Detached“, den Mie Due Sørensen (Run Before Grace) beisteuert. Das Austesten ihrer Band könnte sich für Freunde kerniger Rockmusik als gehaltvoller herausstellen.
Die wirklich treibenden (Glanz-)Momente fehlen GHOST IRIS auf „Blind World“ fast komplett und so versinken viele der Songs in einer Gleichförmigkeit, die die Dänen sich auf diese Weise sicherlich nicht vorgestellt haben. Den angepriesenen Funk muss man letztendlich auch vergeblich suchen. Neben der präzisen Perfektion ihrer Musikdarbietung wird der aufkommende Groove von ebendieser auch leider zerlegt. Wer ausschließlich auf Technik Wert legt, der wird mit diesem Silberling durchaus belohnt. Dieses reine Schaulaufen der Fertigkeiten reicht in diesem Fall aber nicht aus, um als sehr gutes Album zu bestehen.
Wertung: 5 / 10