Review The Flight Of Sleipnir – Skadi

  • Label: Eisenwald
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Doom Metal

Die Band: THE FLIGHT OF SLEIPNIR, das Album: „Skadi“. Bei dieser Namensgebung könnte man schnell auf die Idee kommen, es handele sich hier um eine skandinavische Viking-Metal-Meute. Doch dem ist nicht so. Die vier Herren hinter THE FLIGHT OF SLEIPNIR kommen nämlich aus den USA und ihre Musik ist bei weitem zu vielgestaltig, um sie nur einem Genre zuordnen zu können. In den vormals stark von Agalloch geprägten Songs haben sich inzwischen nämlich die verschiedensten Einflüsse angesammelt, die von Doom Metal über Stoner und Prog Rock bis hin zu Neofolk reichen. Mit ihrer sechsten, nach einer nordischen Jagdgöttin benannten Langrille beweisen die Amis nun einmal mehr, dass sich diese doch sehr unterschiedlichen Stilmittel wunderbar in einen stimmigen Kontext setzen lassen.

Wie bereits im Opener „Awaken“ hörbar, sind schleppende, rohe Doom-Metal-Gitarren und gemächliches, aber dennoch kreatives Schlagzeugspiel der Nährboden, in den THE FLIGHT OF SLEIPNIR ihre andersartigen musikalischen Samen säen. Dieser Grundbaustein sollte jedoch nicht überbewertet werden, denn oft genug weicht das Quartett sogar gänzlich davon ab und wendet sich voll und ganz den atmosphärischen, sanften Clean-Gitarren oder natürlichen, verspielten Akustikgitarren zu. Gerade diese Passagen sind es, die THE FLIGHT OF SLEIPNIR als außergewöhnliche Musiker und fähige Songwriter auszeichnen, da auch die ruhigeren Momente nie aufgesetzt wirken, sondern schlicht den natürlichen Fluss des Albums zeigen.
So präsentiert sich „Earthen Shroud“ in der ersten Hälfte als zärtlich beschwingte, von schwermütigem Klargesang, unverzerrten Gitarren und einer wundervollen Orgelmelodie geleitete Folk-Nummer, die später jedoch in ein unglaublich emotionales, zweistimmiges Solo mündet, bei dem man sofort Gänsehaut bekommt. Auf dem akustischen Instrumental „Voices“ gehen THE FLIGHT OF SLEIPNIR diesen Weg sogar noch einen Schritt weiter, hier erzeugen die gefühlvollen Gitarren und später das verheißungsvolle Drumming sowie das Wolfsgeheul und die klagende Geige die geradezu greifbar real wirkende, einsam-melancholische Atmosphäre eines Sonnenuntergangs über einem herbstlichen Blättermeer in den Bergen.
Doch auch in den etwas konventionelleren, härteren Ausdrucksformen der amerikanischen Meistermusiker steckt viel Mystik, so zum Beispiel im lässig groovenden, wuchtigen „Tenebrous Haze“. Das hat zum Teil auch damit zu tun, dass THE FLIGHT OF SLEIPNIR zwischendurch immer wieder ein wenig Black Metal in ihre überwiegend instrumentalen Songs aufnehmen. Dann übernehmen kurzzeitig raue, kratzige Screams, stimmungsvolles Tremolo-Picking und treibende Double-Bass-Drums die Zügel.

So sehr THE FLIGHT OF SLEIPNIR mit ihrer Musik im Verlauf der Dreiviertelstunde von „Skadi“ beeindrucken, so gelungen ist auch dessen Produktion. Die Platte klingt nämlich in gleichem Maße wuchtig, natürlich und transparent, was der aufgebauten Atmosphäre noch weiter zugutekommt. Somit ist der Nachfolger von „V.“ ein in sämtlichen Aspekten überzeugendes Album, das mit einer Vielzahl stilistischer Feinheiten aufwartet, die zwar für sich genommen nicht allzu neuartig sind, in ihrem konsistenten Zusammenwirken jedoch viel Wiedererkennungswert besitzen. Eine wirklich bemerkenswerte Scheibe, die sich Fans der genannten Stilrichtungen unbedingt zu Gemüte führen sollten.

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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