Interview mit Hannah, Ian und Will von Creeper

Sie sind die derzeit wohl heißeste Band des Vereinigten Königreiches, sowohl bei den Fans als auch der Rockpresse. Im Vorfeld der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Eternity, In Your Arms“ sprachen wir mit Hannah, Ian und Will von CREEPER über ihr erstes Album, die erste Headlinertour, warum diese von einem Podcast präsentiert wird und darüber, wie man sich als Hype-Band so fühlt.

Hallo die Dame und die Herren – vielen Dank, dass ihr euch die Zeit nehmt, unsere Fragen zu beantworten. Wie geht es euch?
Will: Uns geht’s sehr gut, vielen Dank. Wir essen gerade so ein großartiges Schoko-Waffel-Ding. Wir lieben das deutsche Essen.

CREEPER sind wahrscheinlich die heißeste junge Band aus dem Vereinigten Königreich, aber hier in Deutschland kennt euch noch kaum jemand. Würdet ihr euch kurz vorstellen?
Will: Ich bin Will und ich bin der Sänger.
Ian: Mein Name ist Ian und ich spiele Gitarre.
Hannah: Mein Name ist Hannah und ich spiele Keyboard.
Will: Um die Band vorzustellen würde ich sagen, dass wir einen Hybrid aus Punk Rock mit theatralischen Tendenzen und einer Vielfalt weiterer Genres spielen. CREEPER ist mehr als nur Musik. Es sind visuelle Elemente, Filme und eine Menge konzeptueller Arbeit. Es ist mehr als eine auf sechs Leuten basierende Band. Es ist eine Idee.

Mit nur drei veröffentlichten EPs scheinen sich eure Fans und die Medien bereits einig zu sein, dass ihr das nächste große Ding werdet. Wie fühlt sich das für euch an?
Ian: Ich denke, es ist schmeichelhaft, dass die Leute so sehr an uns glauben. Besonders wenn man bedenkt, dass wir eigentlich einfach nur ein paar Shows spielen wollten, als wir mit der Band anfingen.

Gab es einen bestimmten Grund, warum ihr in knapp 18 Monaten drei EPs („Creeper“, „The Callous Heart“ und „The Stranger“) veröffentlicht habt, anstatt die Songs auf einem Album zu bündeln?
Will: Ja. Es gab uns die Möglichkeit den Sound zu erweitern. Die EPs hätten als Album nicht funktioniert. Du kannst sie nicht auf diese Weise betrachten, beispielsweise, weil sie alle abschließende Songs wie „Henley’s Ghost“ oder „Misery“ haben. Auf den EPs haben wir also für dieses große Album experimentiert.
Ian: Wenn wir eines von anderen größeren Bands gelernt haben, dann, dass du nicht eine Band gründest und sofort weißt, wohin die Reise geht und was du tun wirst. Es braucht Zeit, genug Dynamik innerhalb der Gruppe zu entwickeln und damit die Ideen gedeihen können.

Für Leute, die nur eure letzte „The Stranger“-EP kennen, könnte euer Debütalbum „Eternity, In Your Arms“ etwas überraschend klingen, da es recht punkig beginnt, während die EP eher mit Gothic-Tönen flirtete. War das eine bewusste Entscheidung oder einfach die natürliche Entwicklung der Songs?
Will: Ich glaube, der erste Song „Black Rain“ beginnt mit einem Klavier und einem Chor. Ich weiß nicht, wie viel mehr Gothic es noch werden kann. Es klingt fast wie ein Sisters-Of-Mercy-Song (lacht).
Ian: Es gibt bestimmte Gothic-Elemente auf dem Album, sie erscheinen nur einfach in anderen Schattierungen.

Wie funktioniert das Songwriting bei CREEPER? Klassisch im Probenraum oder jeder für sich daheim?
Will: Hauptsächlich die zweite Variante. Es ist nicht die Art, wie du es haben möchtest, aber so ist es nun mal. Ian und ich schreiben die meisten Songs. Aber jeder in der Band hat großen Einfluss darauf, wie die Lieder gespielt werden. Hannah beispielsweise bringt ihr Wissen über die Spielweise des Keyboards in den Songwritingprozess ein; Sean spielt Bass, usw. Aber die reine Struktur kommt von Ian und mir.

Dann lasst uns ein bisschen über euer Debüt „Eternity, In Your Arms“ sprechen. Könnt ihr uns etwas über die Bedeutung des Albumtitels und die Texte erzählen?
Will: Der Albumtitel soll etwas sein, das auf viele verschiedene Arten interpretiert werden kann. Das belässt die Kontrolle in den Händen des Zuhörers, was der Platte einen kompletten Autonomie-Aspekt verleiht.
Ian: Diese Scheibe beinhaltet viele verschiedene Themen und wir spezifizieren sie nicht wirklich. Es geht um Religion, darum, man selbst zu sein, darum, jemand anderes zu sein, um heftige Sachen wie psychologische Probleme – wir wollen dem Hörer einfach nicht diese eine, klare Botschaft geben.
Hannah: Das stimmt. Dieses Album kann viele Sachen für viele Leute bedeuten. Das führt zu Interaktivität und Interaktivität ist ein sehr wichtiger Teil dieses Albums. Leute bevorzugen verschiedene Songs, finden ihre eigenen Botschaften in den Liedern und interpretieren die Lieder auf unterschiedliche Weisen. Darum geht es auf dieser Veröffentlichung und das macht die Platte so spannend.
Will: Diese Tracks drehen sich sehr oft um mich und wie ich fühle und was ich denke. Es ist sehr persönlich. Daher habe ich mich dafür entschieden, fiktionale Charaktere zu verwenden, etwa „The Stranger“ und seine Frau. Das macht es viel einfacher, über sich selbst zu sprechen oder zu singen.

Das Cover zeigt einen Mann vor einer Stadt – viktorianische Fassaden im Vordergrund, Wolkenkratzer im Hintergrund. Was repräsentiert diese Gegenüberstellung?
Will: Das Artwork ist Southampton, die Stadt, aus der wir alle kommen. Es ist der Glockenturm von Southampton, der so aussieht wie der Big Ben aus Peter Pan, ein Hotel aus Southampton, usw. Es gibt auch einige religiöse Symbole wie einen Engel und ein Kreuz.
Ian: Ich denke, was du als Gegenüberstellung wahrnimmst, ist mehr oder weniger einfach ein Bild von Southampton. Da gibt es, genau wie in Deutschland, neue Gebäude neben alten.

Deutlich sichtbar sind ein Engel und ein Kreuz – spielt (christliche) Religion eine Rolle auf dem Album?
Will: Das tut sie auf jeden Fall. Ich bin auf eine katholische Schule gegangen und als Kind im Glauben an Gott aufgewachsen. Über die Jahre hat sich mein Glaubenssystem so sehr verändert, dass das konstant ein Thema für mich ist. Ich habe angefangen, meine eigene Person zu werden und nicht durch das Leben geleitet zu werden. Da geht es ums Aufwachsen und darum, die Person zu werden, die du bist.
Ian: Es gibt eine übernatürliche Geschichte auf dem Album. Wie bereits erwähnt benutzen wir Charaktere in unseren Songs. Dieses Album ist eine Geschichte über „The Stranger“, der seine Frau sucht. Eine Menge seltsamer Dinge passieren, er kämpft damit, was real ist und was nicht. Es geht also darum, daran zu glauben, woran du glaubst bzw. worauf du vertraust, worin du investierst.

Genau wie das Cover enthält auch eure Musik einer Menge von Elementen, die einander gegenübergestellt werden. So treffen beispielsweise melodische Refrains auf Punk-Rock-Strophen. War es Absicht, die Songs so zu strukturieren?
Will: Ja, war es. Wir sind mit Hardcore aufgewachsen. Das ist irgendwie von Anfang bis Ende aggressiv, aber uns gefielen immer diese melodischen Einschübe. Also haben wir das adaptiert und diese theatralischen Parts hinzugefügt. Es war aufregend, zu sehen, ob wir diese Idee umgesetzt bekommen und das Ganze tatsächlich funktioniert.
Ian: Außerdem haben wir gelernt, dass es den Hörer davon abhält, sich zu langweilen, wenn man die Struktur innerhalb des Liedes verändert. Es ist doch so: Manchmal schaust du dir eine Metalband an und die sind vom Start weg sehr heavy. Aber nach ein paar Songs wirkt dann irgendwie nichts mehr heavy. Also kombinieren wir beispielsweise punkige Parts mit Sachen, die heavy sind, um den Song interessant zu halten.

„Misery“ ist der einzige Track, der es von einer der EPs auf die Platte geschafft hat. War das schlicht, weil der Song so unfassbar gut ist (sehr unprofessionell, ich weiß – aber Lob muss sein, wenn es angebracht ist), oder hat der Track eine tieferliegende Bedeutung im Kontext des Albums?
Will: Danke, Mann! „Misery“ ist ein Referenzpunkt für diese Band. Er ist sehr persönlich und ein eher ruhiger Song. Als ich ihn schrieb, fühlte ich mich verletzlich und als wir ihn aufnahmen, war es mit Abstand das ruhigste Lied, das wir bis dahin aufgenommen hatten, was echt eine Herausforderung war. Dieser Song war und ist etwas sehr Besonderes für mich.
Hannah: Dazu kommt, dass all die Lieder von den EPs irgendwie überflüssig werden, wenn wir das Album veröffentlichen. Das ist schade, aber es ist wahr. Die Leute werden uns entdecken, indem sie das Debüt hören, also werden sie sich nicht die Tracks von den EPs anhören. Will war noch nicht bereit, diesen Song loszulassen und so entschieden wir, ihn mit auf die Platte zu packen.
Will: Ich wollte einfach in der Lage sein, den Song noch ein wenig länger live zu spielen und ihn somit noch ein wenig am Leben zu erhalten. Dabei war ich schwer dagegen, irgendwelche der Lieder von den EPs auf dem Debüt zu haben. Aber es könnte der beste Song sein, den wir je geschrieben haben.


Wo habt ihr das Album aufgenommen und wer hat es produziert?
Will: Es wurde in „The Ranch“ in Southampton von Neil Kennedy produziert, der auch schon unsere EPs produziert hat. Gemixt wurde es in den Staaten – eine weiter Gegenüberstellung.

Nach der Veröffentlichung von „Eternity, In Your Arms“ werdet ihr euch auf eure erste Headlinertour begeben. Was erwartet ihr euch von der Tour und wie steht’s mit der Aufregung?
Will: Wir sind alle total aufgeregt und gespannt auf die Tour. Die Sache mit Erwartungen ist doch, dass man nie von irgendetwas zu viel erwarten sollte.
Ian: Es ist echt gefährlich, Erwartungen zu haben, da man so einfach enttäuscht werden kann. Es ist uns sehr wichtig, uns auf das zu konzentrieren, was wir kontrollieren können und was wir persönlich tun können.

Ihr werdet auf der Tour von zwei jungen britischen Bands namens Milk Teeth und Puppy begleitet – warum hab ihr euch für diese beiden entschieden? Und wie passen Energy als US-Band, die im Vereinigten Königreich ebenfalls mit von der Partie sein werden, ins Bild?
Will: Milk Teeth und Puppy sind schon ewig mit uns befreundet. Wir wollten schon immer eine Tour mit Milk Teeth spielen, hatten aber nie die Zeit dazu. Puppy sind momentan die aufregendste Band Englands. Also fragten wir sie, ob sie mit uns touren wollten, da wir echt jede Menge Spaß haben und mit tollen Leuten abhängen wollen.
Hannah: Es gibt einen echten Hype um Puppy im Vereinigten Königreich, einfach weil ihre Songs großartig sind. Wir mussten sie einfach fragen!
Will: Energy sind eine Band, die uns beeinflusste, als wir aufwuchsen. Wir wollten mit ihnen durch Europa touren, aber das konnten sie leider nicht einrichten. Aber wir haben mit ihnen in England zusammengespielt und das war echt eine große Sache für uns.

Die Tour wird von „That’s Not Metal“ präsentiert – einem Podcast. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande, abgesehen von dem Fakt, dass Beez ein riesiger Fan von euch ist?
Will: Das erste Mal, dass ich auf Beez aufmerksam wurde, war, als er AFI interviewte. Dieses Interview war echt beeindruckend, da Beez so ein unglaubliches Wissen über die Band besaß. Ich wollte immer von ihm interviewt werden. Also traf ich ihn und wir lernten uns ein bisschen kennen. Das ist auch schon die ganze Geschichte.

Habt ihr das Gefühl, dass die Unterstützung durch „That’s Not Metal“ euch dabei geholfen hat, bekannt bzw. berühmt zu werden? Gab es noch andere (klassische oder moderne) Medien, die euch gepusht haben?
Will: Ja, ich glaube absolut, dass uns das geholfen hat und bin sehr dankbar für ihre Unterstützung.
Ian: Wir haben generell großartige Unterstützer. Die offensichtlichen sind Metal Hammer und Kerrang!, da wir bei beiden 2016 die Auszeichnung als bester Newcomer gewonnen haben. Aber es gibt so viele, dass ich nie alle aufzählen könnte.
Hannah: Das Witzige ist, dass wir auch von außerhalb der Szene jede Menge Unterstützung bekommen. Das ist echt verblüffend.

Wie wichtig ist der Support der Medien heutzutage, da das Internet jedem alles sofort verfügbar macht?
Will: Printmedien haben es immer wieder schwer, das ist klar. Aber sie sind total wichtig. Das Internet ist ein gefährlicher Ort, um seine ganze Karriere darauf aufzubauen. Da gibt es zu viele Inhalte und zu viel Bewegung. Sobald du den kleinsten Hype erzeugt hast, ist er auch schon wieder verschwunden. Es ist einfach unbeständig und die Leute sind schnell übersättigt.
Ian: Ich denke, die Printmedien geben der Musik ihre Magie und das Geheimnisvolle zurück.

Alles klar, lasst uns zum Abschluss noch das traditionelle Metal1.info-Brainstoming spielen:
Black Metal:
Ian: Brennende Kirchen, natürlich. (lacht)
Vinyl:
Ian: Wertvoll
Will: Plattenspieler
Hannah: Kreis
Donald Trump:
Hannah: Toupet
Will: Kobold
Ian: kleine Hände
While She Sleeps:
Will: die besten Jungs
Ian: sehr nette Typen
CREEPER in fünf Jahren:
Hannah: immer noch schwarz gekleidet
Will: das Musical „Cats“
Ian: die schwarze Version des Musicals „Cats“

Dann nochmals vielen Dank für eure Zeit und eure Antworten!

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