Review Pillorian – Obsidian Arc

  • Label: Eisenwald
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Black Metal

Nach fünf vielgeliebten und -gelobten Meisterwerken trugen sich Agalloch im Mai 2016 zum tiefsten Bedauern zahlreicher Fans selbst zu Grabe. Praktisch in demselben Atemzug gab Mastermind John Haughm jedoch bekannt, dass er zusammen mit Trevor Matthews (Uada) und Stephen Parker (Maestus) eine neue Band ins Leben gerufen hatte: PILLORIAN. Wie es schon der schwarzmetallische Background seiner beiden neuen Weggefährten und der übersetzt „verachtende, verdammende“ Bandname vermuten ließ, würde es sich nicht einfach nur um eine fade Agalloch-Replik handeln. Nein, PILLORIAN würde etwas Eigenes, etwas Finsteres werden. Ein paar Monate später ist es nun so weit, das Debüt „Obsidian Arc“ ist endlich da.

Mit seinen mysteriösen Akustikgitarren und den rau grollenden Backing-Gitarren kommt der Opener „By The Light Of A Black Sun“ zwar ungewohnt schnell auf den Punkt, erinnert aber dennoch erst mal stark an den typischen Agalloch-Sound. Auch im weiteren Verlauf der folgenden 48 Minuten können PILLORIAN ihre Wurzeln nicht leugnen: Erdige, düstere Tremolo-Riffs sind der Boden, auf dem melancholische Leadgitarren ihre schwermütigen Schritte tun, beides immer mal wieder unterbrochen von geheimnisvollen Neofolk-Passagen. Natürlich werden auch die charakteristischen, kernigen und bisweilen sogar majestätischen Screams aus Johns Kehle bei so manchem Hörer für wohlige Nostalgie sorgen.
Dennoch ist der Ausdruck von PILLORIAN ein ganz anderer. „Obsidian Arc“ ist musikalisch nämlich wesentlich mehr am Black und Doom Metal als am Post-Metal orientiert, was sich vor allem darin äußert, dass man vor dem abschließenden, nachdenklich fließenden „Dark Is The River Of Man“ keinerlei cleane Noten zu hören bekommt. Niemals klangen Agalloch so verhängnisvoll doomig wie es PILLORIAN zu Beginn des später sehr gehetzten „Archaen Divinity“ tun, während „A Stygian Pyre“ mit seinen pechschwarzen Melodien eine zutiefst unheilschwangere und mysteriöse Stimmung heraufbeschwört. Dessen unfassbar emotionales, trostloses Solo ist übrigens ein absolutes Highlight der Platte, ebenso die verzweifelten hohen Screams auf „The Vestige Of Thorns“, in dem John außerdem auch seine beschwörende Singstimme einsetzt und somit sein gesamtes Gesangsspektrum offenbart.
Dass PILLORIAN eine so einnehmende Stimmung zu erzeugen vermögen, ist jedoch ebenso Trevor und Stephen zu verdanken. Insbesondere das detailverliebte und zugleich oftmals wütend stürmende, treibende Drumming verleiht den Tracks eine einmalige Dynamik, während die Riffs durchgehend für Atmosphäre sorgen. So in sich stimmig die Musik per se ist, so gelungen ist auch die bodenständige, sämtliche Instrumente perfekt zur Geltung bringende Produktion, an der Markus Stock höchstpersönlich mitgewirkt hat.

Selbstverständlich kommt man bei PILLORIAN nicht umhin, sie mit Johns ehemaliger Band zu vergleichen und somit fällt schon auf, dass „Obsidian Arc“ nicht der gleiche Gefühlsreichtum innewohnt wie beispielsweise „The Mantle“. Doch PILLORIAN sind mehr als nur ein selbstherrliches Soloprojekt und somit sind die expressiven Unterschiede nicht nur unüberhörbar, sondern auch gewollt. Sein Debüt zeigt das Trio somit von einer zwar schon immer dagewesenen, aber zuvor noch nie derart zu Tage getretenen Seite und bündelt die Stärken dieser außergewöhnlichen Künstler auf eindrucksvolle Weise in sich. Agalloch sind tot, es leben PILLORIAN!

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Wertung: 8.5 / 10

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