Man muss kein Fan des Gore-Aspektes im Death Metal sein – wer sich jedoch dafür begeistern kann, bekommt von ACRANIUS aus Rostock mit dem Artwork ihres nunmehr dritten Albums „Reign Of Terror“ einen echten Leckerbissen: Im Angesicht des detailverliebt ausgeführten Gemäldes meint man die fortschreitende Verwesung und den beißenden Rauch verbrennender Körper beinahe riechen zu können.
Mit dem standesgemäß mit einem kurzen, stark verfremdeten Sprach-Sample begonnenen „Born A King“ zeigen ACRANIUS auch musikalisch gleich, dass sie keine Gnade kennen: Was als schleppender Midtempo-Death beginnt, steigert sich über „Kingmaker“ hin zu gnadenlosem Brutal Death. Präzise wie die Arbeit der Musiker ist auch der Sound: Genretypisch steril und definiert gehalten, unterstützt er die schneidende Schärfe des Riffings. Gerade hinsichtlich des Schlagzeugs lässt sich jedoch gewiss trefflich diskutieren, wo „definierter Sound“ aufhört und „totgetriggert“ anfängt. Mag die Präzision der rasanten Doublebass auch noch so beeindruckend sein, geht diese leider massiv auf Kosten der Dynamik, die deswegen im Spiel von Ex-Pighead-Drummer Rob Hermann Arndt dafür leider kaum noch auszumachen ist.
Das Problem der fehlenden Dynamik greift mit dem weiteren Fortschreiten der Spielzeit leider um sich: Während der selbst für Death Metal extrem tiefe Growl-Gesang, der in Kombination mit so manchem Midtempo-Riff an Chirs Barnes von Six Feet Under denken lässt, durchweg zu begeistern weiß, verliert „Reign Of Terror“ nach einem starken Einstieg über seine sportlichen 31 Minuten Spielzeit musikalisch leider etwas an Kontur. Trotz solider Riff-Arbeit ist der Wiedererkennungswert der zehn Stücke gering – der „Schonmal-gehört-Faktor“ hingegen spätestens im letzten Drittel hoch.
ACRANIUS liefern mit ihrem vierten Album ein absolut solides (Brutal-)Death-Metal-Album ab, das sich jedoch vornehmlich durch das wirklich gelungene Artwork vom Gros der anderen Bands dieses Genres abhebt. Musikalisch machen ACRANIUS zwar definitiv nichts falsch – liefern jedoch auch keine zwingenden Argumente, warum man sich „Reign Of Terror“ unbedingt in den Schrank stellen muss. Fazit: Ein Album für Genrefanatiker, Underground-Supporter und Fans mit ausgeprägtem Sinn für Gore-Ästhetik.
Wertung: 6.5 / 10