Was für ein Brett! Die aus Sizilien stammende Truppe ANCESTRAL legen, soviel kann man mit Sicherheit jetzt schon sagen, eines der herausragenden Alben dieses Frühjahrs vor. Das Quintett, das bereits seit knapp 18 Jahren existiert, bis dato aber erst eine CD veröffentlichen konnte („The Ancient Curse“, 2007), legt mit ihrem Zweitwerk „Master Of Fate“ ein bleischweres Album vor, das irgendwo zwischen Power und Speed Metal angesiedelt ist, hin und wieder aber dermaßen drauflos drischt, dass die Schwelle zum Thrash Metal zumindest zeitweilig überschritten wird. Welche Gründe es auch immer gewesen sein mögen, die dazu beigetragen haben, dass es um ANCESTRAL gut zehn Jahre eher ruhig war, es ist ein Glück, dass die Band offenbar den notwendigen langen Atem hatte.
Ansonsten wären der Szene Knaller wie der Opener „Back To Life“ entgangen, ein Stück, dessen Titel man mit Sicherheit auch programmatisch verstehen darf. Und der Song ist tatsächlich ein beeindruckendes Beispiel der spielerischen und kompositorischen Qualitäten der Band. Tempi-Wechsel, messerscharfes Riffing, ausgefeilte Melodiearbeit, ANCESTRAL machen hier schlicht alles richtig. Als größter Pluspunkt der Scheibe erweist sich, dass die Band immer wieder den Härtegrad anzieht, teilweise sogar Blast-Beats einbaut und dadurch keine Seichtigkeit aufkommen lässt. Gepaart mit den äußerst eingängigen Refrains von Stücken wie „Seven Months Of Siege“ oder dem Titelstück ergibt dies eine absolut gelungene Mischung, die außerdem noch in ein enorm druckvolles Klanggewand gekleidet wurde – dem polnischen Hertz Studio sei Dank. Dieses Album auf größerer Lautstärke zu hören, ist schlicht und ergreifend ein irrer Spaß.
Die Stücke, die mit einer einzigen Ausnahme – einem Cover des Helloween-Klassikers „Savage“ – allesamt über 5 Minuten lang sind, sind vollgepackt mit Ideen, aus denen man hier und da wahrscheinlich einen weiteren Song hätte machen können. Dass man hier nicht sparsam war, spricht für die Kreativität der Truppe. Eine weitere kleine Besonderheit liegt in dem Umstand, dass es der Band für den Song „Lust For Supremacy“ gelungen ist, Fabio Lione (Angra, ex-Rhapsody Of Fire) zu gewinnen. Das Duett zwischen Lione und Jo Lombardo kombiniert dabei nicht nur gelungen die beiden Klangfarben der Sänger, sondern zeigt auch, wie nahe die Musik von ANCESTRAL hier und da der Stammgruppe von Lione, Angra, kommt. Der Song hätte sich so jedenfalls auch auf einer CD der Brasilianer finden können.
Zwar hätte es das Instrumental „Refuge Of Souls“ nicht wirklich gebraucht (fügt es doch dem ohnehin schon hohen Anteil an Riffing und Soli nichts hinzu), und vielleicht wäre statt einem – zugegeben gelungenen – Cover ein weiteres eigenes Stück schön gewesen, aber so oder so steht am Ende ein durch und durch positives Fazit. Mit „Master Of Fate“ ist ANCESTRAL ein krachendes Power-Metal-Album gelungen, das mit einiger Wahrscheinlichkeit seinen Platz unter den zentralen Veröffentlichungen dieses Jahres beanspruchen wird. Top!
Wertung: 8 / 10