Review My Darkest Hate – Anger Temple

  • Label: Massacre
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Death Metal

„Keine Kompromisse und keine Experimente!“So kündigten MY DARKEST HATE nach zehnjähriger Schaffenspause ihr fünftes Studioalbum „Anger Temple“ an. Nachdem das Quintett aus dem schwäbischen Ludwigsburg mit seinen bisherigen Alben überzeugen konnte, halten MY DARKEST HOUR mit „Anger Temple“ was Death Metal verspricht.

Auch mit den Neuzugängen Claudio Enzler (Gesang), Jonas Khalil (Gitarre) und Roberto Palacios (Bass) liefern die süddeutschen Musiker mit ihrer neuen Scheibe sämtliche Eigenschaften, die den Death Metal in seiner ursprünglichsten Form ausmachen. Und so fühlt sich „Anger Temple“ wie eine Lehrscheibe dieses Genres an. Es herrschen dominante, rhythmisch wälzende Gitarrenriffs vor, die sich rau und fernab jeglicher Harmonie durch die Songs sägen, wie etwa in „My Anger, My Temple“. Das Tempo variiert von langsamen, schweren Riffs bis hin zum Geprügel, wobei dies beispielsweise in „Our Sign Is Victory“ genretypisch abrupt geschieht.  Die Drums feuern kontinuierlich und unermüdlich Doublebass und Blastbeats ab, wie etwa in „Master Of Lies“. Eingerahmt wird dies durch den im Hard-Clipping gehaltenen Sound. Der Gesang Claudio Enzlers verdient als Prunkstück mit seinen mächtigen, schön gutturalen Growls und Grunts besondere Erwähnung. Diese sind derart gekonnt gesungen, dass sie deutlich und verständlich sind, wie beispielsweise in „Me, The Cure“. Das vom slowenischen Künstler Hans Trasid entworfene Cover-Artwork reiht sich ebenso nahtlos in das Konzept ein wie die Texte der Songs.

Dann ist ja alles paletti, könnte man meinen. Nicht ganz. Was Mitte der 1980er in Weiterentwicklung des Thrash Metals als spannend galt, funktioniert heutzutage nicht mehr ohne Weiteres. Für all diejenigen, die eine Death-Metal-Scheibe der alten Schule ohne Schickschnack und Ausflüge in Subgenres hören möchten, eignet sich „Anger Temple“ sicherlich hervorragend. Die Einflüsse von Bands wie Bolt Thrower und Massacre sind schließlich nicht zu überhören. Das Abspulen der vorgenannten Elemente wirkt aber insgesamt etwas zu schematisch, ja fast mathematisch. Auf Experimentierfreudigkeit und Überraschungen wartet man vergeblich, was bei den stark vom Midtempo durchsetzten Songs ab und an monoton wirkt, wie beispielsweise an „Division Zero“ deutlich wird. Diese Festgefahrenheit ist schade, weil MY DARKEST HATE offensichtlich das Potenzial zu mehr haben. Auch hier kann die Stimme Enzlers als Beispiel herangezogen werden, wenn in „You Shall Know Them“ der Tonfall Sven Caluwes von Aborted durchschlägt oder diese in der Hymne „Rise And Rise Again“ große Verwendungsbreite andeutet.

Als Old-School-Death-Metal-Scheibe ist „Anger Temple“ hervorragend. Für den mittlerweile breit gestreuten Death-Metal-Bereich, geschweige denn den Metal-Bereich im Allgemeinen stellt das Album zwar ein ordentliches Werk dar. Angesichts der Innovationssprünge anderer Bands schafft „Anger Temple“ jedoch nichts Neues, sodass kein Alleinstellungsmerkmal zu erkennen ist.

„Wir können alles. Außer Hochdeutsch.“ Diese Kampagne aus Baden-Württemberg scheint sich auch auf den Death Metal zu beziehen. Denn zusammen mit Revel In Flesh hat das Schwabenländle mit MY DARKEST HATE einen weiteren starken Vertreter.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Vincenzo Spitale

2 Kommentare zu “My Darkest Hate – Anger Temple

  1. Da hättest du mich mit der 7,5 fast um eine gute Scheibe gebracht. Es gibt jeden Monat soviel neue Scheiben, das unter 8 normalerweise nichts geht…
    Natürlich ist das nicht die Neuerfindung des Death Metals, aber das kommt seit 1985 und den Mantas, Morbid Angel und Obituray schon mal vor.

    Die Blatte ist gut und hat ein paar Songs, die echt geil sind. Ich höre zum wiederholten mal Rise and Rise again und Divison Zero,

    8 Punkte!

    1. Hey Jürgen,
      vielen Dank für Deinen Kommentar.
      Die Bewertung 7,5 ist für Metal1.info-Verhältnisse bereits sehr gut, da wir einen Tick strenger als andere Magazine bewerten. Erst kürzlich haben wir mit Revel In Flesh – „Emissary Of All Plagues“ eine Scheibe mit 8,0 bewertet, die sogar Album des Monats Dezember 16 geworden ist. Und nachdem der Unterschied zwischen meiner Bewertung (7,5) und Deiner (8,0) Bewertung marginal ist, kann man doch sagen, dass wir einer Meinung sind: Gute Scheibe, die ein paar richtig gute Songs hat.

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