Bisweilen beschleicht einen ja der Verdacht, ein Skandinavier fühlt sich erst als echter solcher, wenn er in einer Metal-Band spielt und bestenfalls noch ein eigenes Metal-Nebenprojekt hat. Vielleicht deshalb hat Joakim Antman, bislang bestenfalls von der Stockholmer Death-Metal-Band Overtorture bekannt, DIATONIC gegründet, bei denen er für Musik, Text, Gesang und das Einspielen sämtlicher Saiteninstrumente verantwortlich ist. Kurz gesagt also: Für nahezu alles.
Das kann eine feine Sache sein, wenn der Musiker, der sich so selbst verwirklicht, kreativ, talentiert und was nicht alles ist. In der Regel zeugt diese Konstellation aber eher von Selbstüberschätzung und führt zu Resultaten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit von ein paar weiteren kreativen Geistern profitiert hätten. Das in diesem Kontext nicht ganz bescheiden „I Am The One“ betitelte zweite DIATONIC-Album ist dafür ein Paradebeispiel.
In einem Sound, der ungefähr so organisch klingt wie der der frühen Meshuggah-Alben (also gar nicht) präsentieren DIATONIC dem Hörer, was sich dieser – egal, wie viel Ahnung er von Metal hat – unter „Metal“ vorstellt: Bandkopf Antman keift und gurgelt, dazu gibt es massenweise harte Metal-Riffs und gelegentlich einige Melodieläufe und Clean-Parts, die das Ganze etwas aufhübschen sollen. So weit, so gut – leider täuscht dabei nichts über die Einfallslosigkeit hinweg, die „I Am The One“ zu Grunde liegt: Noch während des Hörens verschwinden die Songs im Nebel des Vergessens – ausgelöscht durch den jeweils nächsten, der leider ebenso uninspiriert daherkommt wie sein Vorgänger. Oder sein Nachfolger.
Dass mit Fredrik Widigs, seit 2014 Schlagzeuger der Black-Metal-Prominenz Marduk, sich ein echter Promi für das Einspielen des Materials hergegeben hat, ist die einzige echte Sensation an diesem Album – zu retten vermag das Drumming des versierten Kesselklopfers jedoch auch nichts mehr.
Manchmal sollte man einfach auf den ersten Eindruck vertrauen, und der ist bei CDs ja meist durch das Artwork geprägt. Im Falle von „I Am The One“ sollten damit eigentlich schon alle Fragen geklärt sein: Klischeehafter „böse“ und zugleich billig gemacht könnte ein Artwork kaum gestaltet werden. Gleiches gilt hier leider auch für die Musik.
Wertung: 3.5 / 10