Spätestens seit seinem idiotischen Auftritt am 22.01.2016 sollte es jeder auf dem Planeten verstanden haben: Phil Anselmo ist kein Vorbild. Und es war einiges an Selbstbeherrschung nötig, um nicht nach dieser völlig inakzeptablen Aktion die im Regal stehenden PANTERA-Alben, die unter seiner Mitwirkung entstanden sind, in den Müll zu werfen. Glücklicherweise konnte ich mich beherrschen – sonst hätte ich nicht zuletzt bei dem im Jahre 1996 erschienenen „The Great Southern Trendkill“ ein Album verloren, das wunderbar beschreibt, um was es im Metal eigentlich geht. Es macht einfach saumäßig viel Spaß!
Den Texanern gelingt mit diesem Werk ein würdiger Nachfolger der überaus erfolgreichen Alben „Vulgar Display Of Power“ und „Far Beyond Driven“ und sie zeigen dem Hörer, dass Metal alles kann: Aggression, Power, Verzweiflung, Grusel, Groove und Psychedelic. PANTERA verstehen ihr Handwerkszeug. Eine kratzige, rhythmuseinpeitschende Gitarre, die gute Riffs, aber auch sauber gespielte akustische Passagen ertönen lässt. Tempiwechsel und Zäsuren, die einen erst richtig in den Rhythmus eintauchen lassen. Schließlich die brachiale, fast entgegenspuckende Stimme Anselmos, die wie aus dem Nichts auf Verzweiflung umstellen kann.
Diese Eigenschaften sind zugleich der rote Faden, der sich durch das ganze Album zieht und es zu einem gelungenen und in sich stimmigen Thrash-Metal-Werk macht. Auch wenn, und dies ist gleichzeitig der größte Kritikpunkt, ein deutlicher Hang merkbar ist, die Songs gegen Ende doch ein wenig zu sehr in die Länge zu ziehen, ohne dass dies irgendeinen erkennbaren musikalischen Mehrwert hätte.
Reizvoll ist auch, dass „The Great Southern Trendkill“ verschiedene Gesichter hat. Zum einen stehen Aggression, zugänglicher Rhythmus, eine bestialische Stimme und plötzliche Zäsuren im Vordergrund. Danach wird völlig rücksichtslos auf die Gehörgänge geprügelt, bevor endlich der fast groovige Rhythmus wiedergefunden wird. Dieses Modell zeigt sich am besten an Songs wie „Living Through Me (Hell’s Wrath)“ und „Drag The Waters“ – die besten Songs des Albums. Zum anderen hat die Scheibe einen düsteren und streckenweise psychedelischen Einschlag. Vor allem „Floods“ und „10’s“ ist von Verzweiflung und Todessehnsucht derart infiziert, dass man sich einer Ansteckung kaum erwehren kann. Allerdings gibt es auch Songs – und das ist der zweite kleinere Kritikpunkt – die ein wenig mitdümpeln, ohne jedoch schlecht zu sein. An ihnen zeigt sich die eingangs erwähnte Kritik aber am deutlichsten, wonach diese gegen Ende sinnfrei dahinverkümmern.
Ingesamt gehört „The Great Southern Trendkill“ ins Regal eines jeden Metal-Liebhabers. Und dies nicht nur, weil PANTERA damit immerhin Platz 4 der Billboard Charts 200 erreichten und dieses Album mittlerweile für jede Spielekonsole dieser Welt zum Mitklimpern verfügbar ist. Nein, dieses Album rockt ganz einfach!
Wertung: 8.5 / 10