Dass Schönheit auch mal im Hässlichen zu finden ist, ist wohl auch BLACK TABLE bewusst – denn so verstörend das Artwork ihrer zweiten Scheibe „Obelisk“ auch anmutet, so faszinierend ist das Bild gleichzeitig auch: Was wie eine Kombination aus Tierschädel und menschlichem Portrait aussieht, wirkt auf den Betrachter so düster und morbide, dass zumindest das Interesse an BLACK TABLE direkt geweckt ist.
„Düster und morbide“ zu klingen ist wohl auch der Anspruch der seit 2010 agierenden New Yorker um Downfall-Of-Gaia-Schlagzeuger Mike Kadnar. Die Rahmenbedingungen dafür könnten besser kaum sein: Neben dem stimmungsvollen Artwork von Eric Lacombe verleihen ein bösartiger Sound von Billy Anderson, der zuvor schon für Bands wie The Melvins, Neurosis oder Sleep gearbeitet hatte, sowie ein druckvolles Mastering von Colin Marston (Krallice, Kayo Dot, Agalloch) dem Album alles, was ein gutes Album neben starkem Songmaterial benötigt.
Und auch, was dieses letzte, zentrale Bausteinchen angeht, geben sich BLACK TABLE keine Blöße: Mal wild und schroff, mal düster-doomig, mal melodiös, erinnert die Musik der New Yorker (obwohl tempomäßig deutlich schneller) hinsichtlich der Atmosphäre an „Epitaphs“, das aktuelle Album von Obscure Sphinx – wohl nicht zuletzt, weil auch bei BLACK TABLE eine Frau für den Gesang zuständig ist. Was den Abwechslungsreichtum angeht, wird der Hörer bei den Polen jedoch mehr verwöhnt als von BLACK TABLE. Zum einen hält sich Mers Sumida von jedwedem melodischen Gebrauch ihrer Stimme fern, zum anderen nutzen sie und ihr Kollege Ryan Fleming lediglich in wenigen, sehr ausgewählten Momenten den Clean-Kanal ihres Verstärkers.
Langeweile kommt dank interessanter Arrangements dennoch nicht auf: Mal steht klar Mers Sumida mit ihrem extremen Organ im Mittelpunkt („Gargantua“), mal Mike Kadnar mit seinem extrem präsenten, stets abwechslungsreichen Schlagzeugspiel („Homo Ergaster“), mal das vertrackte Riffing („Helm“).
„Obelisk“ ist kein einfaches Album, kein Album, das über die Melodien ins Ohr geht. Trotzdem bieten BLACK TABLE dem Hörer genug Aufhänger, die das Interesse wecken, sich dieses Werk zu erarbeiten. Während die New Yorker im extremen Bereich absolut gekonnt agieren, könnten sie ihre Musik jedoch durch ein paar mehr ausgearbeitete ruhige Momente noch um eine Dimension erweitern. Doch was nicht ist, kann ja noch werden – für ein zweites Album nach nur sechs Jahren Bandgeschichte kann sich „Obelisk“ wahrlich hören lassen.
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Wertung: 7.5 / 10