Attila Csihar ist ein Mann, den man guten Gewissens als Irrsinns-Indikator nutzen kann: Gastbeiträge des Ungarn, der mit seiner Stammband Mayhem zu Berühmtheit gelangte, sind keine Seltenheit – doch quasi immer ein Garant dafür, dass das Album zumindest in irgendeiner Hinsicht verrückt klingt: So findet sich sein Gesang gleichermaßen auf den letzten Sunn-O)))-Scheiben wie bei Anaal Nathrakh, Limbonic Art, Aborym, Obsidian Kingdom, Ulver und VMO.
Bei letzteren, eigentlich VIOLENT MAGIC ORCHESTRA, kann man das mit dem „verrückt“ laut sagen. Genauer gesagt: Man muss – sonst kann man sich zumindest während „Catastrophic Anonymous“ läuft, sicher sein, dass das Gesagte im allgemeinen Lärm untergeht. Handelt es sich bei VMO doch um eine experimentelle Noise-Band mit Wurzeln in Japan.
Depressive-Black-Metal-Vocals („The Beginning Of Fortune“) treffen hier auf vollkommen übersteuernde Beat-Attacken in infernalischem Tempo, dazu gesellen sich gelegentlich ein liebliches Piano („Act Of Charity“), Gameboy-Sounds („In Favour Of Cruelty“) oder Orgel („One Day Less“). Oder eben auf Attilas Gesang („Halved“), der im allgemeinen Chaos jedoch gar nicht weiter auffällt. Dass all dem durchaus ein musikalischer Gedanke innewohnt, lässt sich mitunter fast nur über einen Zwischenschritt feststellen: So ist die Besetzung von VMO quasi identisch mit der von Vampillia, einer Avantgarde-Band, die etwas weniger aggressiv, dafür musikalisch noch facettenreicher agieren und dabei mit viel musikalischem Feingefühl zu Werke gehen. Gespür für Melodie und Arrangement haben die Herren und Damen also nachweislich.
Im Sound von VMO hingegen lässt sich der musikalische Gedanke mitunter nur erahnen. Vornehmlich liegt das daran, dass die extremen Beats so höhenlastig aus den Boxen kratzen, dass der Sound des VIOLENT MAGIC ORCHESTRA mitunter eher an Weißes Rauschen erinnert denn an Musik. Hat man sich daran jedoch erst einmal (so gut es geht) gewöhnt, hält „Catastrophic Anonymous“ für den Hörer durchaus einen spannenden Trip bereit.
„Catastrophic Anonymous“ ist ein Album für die Hartgesottenen, keine Frage. Wer sich jedoch nicht direkt nach den ersten fünf Minuten von den krassen Sounds vergrätzen lässt, bekommt von VMO in der folgenden halben Stunde nicht nur ordentlich den Arsch voll, sondern durchaus auch so manchen schmissigen Moment geboten. Kategorie: Noise, Level: Asian.
Keine Wertung