Review Bahrrecht – L’Aube Glacée

  • Label: Ketzer
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Black Metal

Während einige Bands den Black Metal in immer abgelegenere musikalische Bereiche forttragen, gibt es auch noch viele Kapellen, die den Black Metal klassischer Prägung der 90er Jahre verehren und auch noch am Leben halten. Die nach einem mittelalterlichen Gottesurteil benannten Schwarzmetaller BAHRRECHT fallen eindeutig in die zweite Kategorie. Ihr zweites Album „L’Aube Glacée“, auf dem sich die fünf Franzosen von der Landschaft und Geschichte Ostfrankreichs inspirieren haben lassen, könnte nämlich genau so gut vor zwanzig Jahren erschienen sein. Das ist im konkreten Fall jedoch definitiv als Kompliment zu verstehen.

Mit dem Akustik-Intro „Hommage À Une Foi Perdue“ machen BAHRRECHT erst mal Stimmung, im anschließenden „Un Orage Éternel“ entfesseln die Franzosen dann ein Gewitter aus krächzenden Screams, schmissigen Riffs und donnernden Double-Bass- und Blast-Angriffen. Im späteren Verlauf des Tracks treten auch noch sehr schöne, melancholische Lead-Melodien hinzu, die auch auf den späteren Tracks immer wieder zu finden sind. Obwohl BAHRRECHT ihre Gitarren zumeist ungewöhnlich tief einsetzen und „L’Aube Glacée“ mit einem richtig wuchtigen Sound ausgestattet haben, gehen dabei die treibenden Bassläufe keineswegs unter, ganz im Gegenteil, sie prägen den Klang der Platte entscheidend mit.
Obwohl die rohen Songs auf ihrem zweiten Album (abgesehen vom Intro und dem akustischen Interlude „Le Goût Du Sang“) vergleichsweise einheitlich sind, haben es sich BAHRRECHT nicht nehmen lassen, hin und wieder auch ein paar stimmige Details einzufügen. So klingt „Le Tombeau De Ma Mémoire“, das mit siebeneinhalb Minuten die längste Nummer der Platte darstellt, zwischenzeitlich aus, um den Geräuschen eines brennenden Feuers Platz zu machen, nur um dann langsam wieder zu den polternden Riffs und Drums zurückzufinden.
„Dieux Des Bois“ beginnt demgegenüber mit verträumten Clean-Gitarren, bricht dann jedoch auf einen Schlag mit polternden Riffs und Drums über den Hörer herein und reiht sich somit stilistisch wieder zwischen den übrigen Tracks ein. Sogar Chöre und nach Streichern und Flöten klingende Keyboards haben BAHRRECHT an manchen Stellen dezent in ihre Kompositionen eingearbeitet. Das Hauptaugenmerk gilt natürlich dennoch dem brachialen Oldschool Black Metal, der vor allem an frühere Immortal zurückdenken lässt, allerdings etwas zeitgemäßer produziert ist.

In Sachen Eigenständigkeit und Einprägsamkeit müssen BAHRRECHT noch einiges besser machen, wenn sie mit ihrer Musik wirklich auf ganzer Linie begeistern wollen. Dennoch ist ihnen mit „L’Aube Glacée“ ein ziemlich gutes Album gelungen, das insbesondere Fans der Frühphase des Black Metal ansprechen sollte. Wer seinen schwarzen Metal also am liebsten nicht-avantgardistisch, dafür aber schön heavy, ungeschliffen und mit einem Hauch Atmosphäre mag, kann mit „L’Aube Glacée“ nicht viel falsch machen.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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