Konzertbericht: Hämatom w/ apRon

11.11.2016 Memmingen, Kaminwerk

logo-haematomNach vier Konzerten in allen Ecken Deutschlands sind HÄMATOM mit ihrem Erfolgsalbum „Wir sind Gott“ im Herbst 2016 sowie im Frühjahr 2017 erneut unterwegs, um die Bundesrepublik in Schutt und Asche zu legen. Selbst im Memminger Kaminwerk, abseits der süddeutschen Konzertmetropolen, funktioniert die effektgeladene Show ohne Abstriche und schlägt ein wie eine Bombe, die mehr bietet als nur Härte.

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Mit dabei haben HÄMATOM auf ihrer Konzertreise 2016 die Münchner Crossover-Formation APRON, die für HÄMATOM-Fans keine Unbekannten im Vorprogramm sind. Die beiden Combos traten bereits einmal zusammen in Memmingen auf. Dieses Jahr haben APRON  mit ihrer EP „In Cerebrum Cacatur“ und weiteren Stücken einen ersten Vorgeschmack auf ihr kommendes Album „Auf dem Ponyhof“ dabei. Besonders der Titeltrack der EP sowie „Gefällt mir nicht mehr“ hinterlassen – trotz stark ausbaufähigem Sound – einen bleibenden Eindruck, unterstützt von reichlich Konfetti. Dazu nehmen zwei Zuschauer aktiv an der Show teil und duellieren sich zu „Krokodil“ beim Crowd-Surfing – passenderweise auf aufblasbaren Krokodilen. Auf den Gewinner wartet ein Bier und ebenjenes haben sich die vier Münchner nach ihrer Show ebenfalls verdient.

haematom-by-peter-metalspotter-seidel-012Eingeleitet von Schattenspielen aller vier Bandmitglieder sowie einem professionell gesprochenen Intro ertönen die ersten Takte des Openers „Wir sind Gott“. Sofort schnellen die Pommesgabeln im Kaminwerk nach oben. Alles, was die Freaks brauchen, scheint HÄMATOM zu sein. Schneller, härter, weiter – und dazu scharfsinnig, wie bereits zu Beginn „All U Need Is Love“ (mit kleiner Pyro beim Wort „Sprengstoff“) oder „Made in Germany“ wenig später verdeutlichen. Lediglich „Tanz aus der Reihe“ an zweiter Stelle mischt sich unter die bereits liveerprobte Songreihenfolge des Konzertbeginns. Erwartungsgemäß prägt die neueste Veröffentlichung „Wir sind Gott“ den Abend, welche vor kurzem nochmals in der Tour-Edition mit weiteren Tracks erschienen ist. Jene neuen Lieder finden in Form von „Feuerwasser“ als Trinklied und „Fleisch und Blut“ als tiefsinnige Ballade ebenfalls ihren Weg ins aktuelle Live-Set.

haematom-by-peter-metalspotter-seidel-010Zu „Säulen des Wahnsinns“ schwenkt Sänger Nord eine große Flagge, ehe er gemeinsam mit seinen Freaks das System anprangiert: „Fick das System“! Im Titel sehr plakativ und schlagkräftig, ebenso wie einige andere HÄMATOM-Songs, bei denen sich abseits der Refrains die Spreu vom Weizen in der Fanmenge trennt. So reicht es beim gemeinsamen Singen in „Ikarus Erben“ oftmals nur bis „Wir fliegen hoch, hoch, hoch und fallen tief, tief, tief…“, wenngleich die eigentliche Aussage des Textes sich daraus nicht zwingend vollumfänglich erschließt. Einige Anhänger beschränken sich aufs Mitgrölen der T-Shirt-Sprüche und Refrains, derweil können und sind die vier Himmelsrichtungen mehr. Der wiedergenesene Nord glänzt als Sprachrohr, Einpeitscher – und Sänger. Unterstützt wird er von vier LEDs wie in „Ahoi“ oder einem Thron, auf dem er zum akustischen „Zu wahr um schön zu sein“ Platz nimmt. Doch ebenso wie bei „Fleisch und Blut“ später reicht es intellektuell nicht bei allen fürs Zuhören, Schweigen und Verstehen der anspruchsvolleren Komponenten.

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Deutlich besser für die breite Mehrheit funktioniert die T-Shirt-Kanone während „Auge um Auge“ sowie die Handkamera von Nord bei „Offline“, die auf den kleinen LEDs die Smartphones und Gesichter in den ersten Reihen zeigt. Vor dem zwischenzeitlichen Abschied dreht das Quartett nochmals ordentlich auf: Mit der „hämatomisierten“ „Kids“ von Materia ergänzen die vier Musiker ihr eigenes Material um eine ihrer stärksten Coverversionen, ehe „Halli Galli“ Memmingen mit Konfetti, apRon, Alkohol und der bereits erwähnten Kamera ein fulminantes Ende und eine Drecksauparty im wahrsten Sinne des Wortes beschert. Natürlich endet der Abend nicht, ohne dass HÄMATOM „Alte Liebe rostet nicht“ kredenzen und gemeinsam mit vermutlich allen Anwesenden noch einmal zu „Leck mich“ ihren jeweiligen Lieblingsarschlöcher huldigen.

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Mögen Teile des Publikums (noch?) ein paar Vorurteile belegen – die starken Hooklines und Riffs sind bei HÄMATOM nur der Anfang, nicht das Ende. Als vierköpfiges Geschwader leisten die NDH-Metaller alles, um auch diejenigen zu erreichen, die mehr wollen als stumpfsinniges Schlagzeuggeballer mit schrägem Gesang über Stolz und Ehre. Optisch überwiegend stimmig in Szene gesetzt und akustisch einwandfrei erobern die vier Himmelsrichtungen in Höchstform noch mehr Herzen – um es mit einem leicht abgewandelten Songzitat auf den Punkt zu bringen: All U need is HÄMATOM (und ein bisschen apRon).

Bei den hier verwendeten Hämatom-Fotos handelt es sich um Archivaufnahmen. Diese Bilder werden verwendet mit freundlicher Genehmigung von:
Peter Seidel / http://www.metalspotter.de

 

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