Konzertbericht: Vader w/ Hate Eternal, Threat Signal & Support

12.11.2016 München, Backstage (Halle)

vader-tour-2016

Fünf Bands des mehr oder minder gleichen Genres in einen Konzertabend zu packen, ist meist eine recht dröge Angelegenheit. Insofern ist wohl niemand so wirklich traurig darüber, dass beim München-Stop der „Rise Of The Empire“-Tour von VADER, HATE ETERNAL und THREAD SIGNAL mit APOPHYS der erste der zwei Support-Acts ausfällt.

lordofwar-01Statt wie angekündigt um 18:15 beginnt der Abend deswegen erst um 19:00, dafür direkt mit LORD OF WAR. Im szenetypischen Schlamperlook zwischen Star-Wars-Jogginghose und Katzen-Shirt präsentieren die vier Kalifornier in der folgenden halben Stunde ihren Deathcore. Obwohl das oft samplegestützte Material durchaus Groove entwickelt, können LORD OF WAR das generell noch eher im hinteren Hallenteil versammelte Publikum heute nicht begeistern: Die Ermunterungen von Fronter Andrew Rodriguez zu Circlepits, Headbanging und dergleichen mehr findet entsprechend wenig Beachtung – mehr als Anstandsapplaus ist für LORD OF WAR heute nicht drin.

threatsignal-01Dass das nicht unbedingt an der Darbietung der Band liegt, sondern eher daran, dass das Publikum heute scheinbar nur die klassische Gangart des Death Metal hören möchte, zeigt sich anschließend bei THREAT SIGNAL. Denn auch die Melo-Thrash-Deather haben es heute nicht leicht. Zwar scheinen die Kanadier zumindest ein paar eigene Fans angelockt zu haben – außer in den vordersten Reihen bleiben die Reaktionen jedoch neuerlich verhalten. Wirklich spektakulär ist die Musik von THREAT SIGNAL zwar auch 12 Jahre nach der Bandgründung nicht – zumal der Gesang heute deutlich zu leise abgemischt ist. Die Melodik in Vocals und Musik bietet jedoch zumindest etwas Abwechslung in diesem ansonsten erbarmungslos hart besetzten Billing.

hateeternal-01Das andere Extrem des heutigen Abends haben im Anschluss HATE ETERNAL im Programm: Als Trio aus Gitarre, Bass und Schlagzeug liefern die Deather aus Florida das musikalische Äquivalent zu einer Zahnbehandlung im Mittelalter: Brechstange angesetzt und ohne Betäubung draufgehauen. Unangenehm ist die Darbietung jedoch vornehmlich in der Magengegend, die durch den wuchtigen Bass ordentlich massiert wird. Fronter Erik Rutan wirkt dabei ungefähr so sympathisch wie zufrieden: Ob der Mikrophon-Ständer, der sich ständig verstellt oder das Effekt-Board, das nicht immer macht, was Rutan sich vorstellt – der Zorn des Fronters auf das Equipment ist groß. Erst als er sich bei den angereisten Eltern seines deutschen Ersatzschlagzeugers Hannes Grossmann artig für das talentierte Kind bedankt und dem 2006 verstorbenen Bandmitglied Jared Anderson zwei Songs widmet, wird Rutan halbwegs sympathisch. Musikalisch bleiben HATE ETERNAL mit ihrem geradlinigen Brutal-Death, der nur gelegentlich durch ausschweifende Soli unterbrochen wird, Geschmackssache – dass die Show jedoch gerade während der Soli nicht eben davon profitiert, dass nur eine Gitarre im Spiel ist, ist unbestreitbar. So sind 60 Minuten Spielzeit schlussendlich etwas lang – wenn das Publikum HATE ETERNAL auch insgesamt mehr Begeisterung entgegenbringt als beiden Bands zuvor zusammen.

vader-01Was echte Begeisterung ist, bekommen jedoch erst VADER zu spüren: Schon in der erfreulich kurz gehaltenen Umbaupause erschallen erste „Vader“-Sprechchöre. Als die Polen schließlich Punkt 22:00 die Bühne betreten, gibt es kein halten mehr: Egal, ob Piotr Paweł Wiwczarek, kurz Peter, und Konsorten auf altes Material wie „Xeper“ oder „Cold Demons“ zurückgreifen oder den Fans die Hits ihres neuesten Albums „The Empire“ näherzubringen versuchen – in der Hallenmitte tobt nahezu ohne Unterbrechung ein wilder Mosh- beziehunsweise Circlepit. Und auch, wer nicht mosht, lässt wenig Raum für Missinterpretation: Der Applaus und die Sprechchöre, mit denen VADER gefeiert werden, suchen ihresgleichen. VADER rechtfertigen die euphorischen Reaktionen mit jedem Ton: Musikalisch in Bestform, dazu mit von Grund auf sympathischem Auftreten liefern VADER eine beeindruckend souveräne Show, wie sie sich ein Fan nur wünschen kann. Auch die Optik des Auftritts macht einiges her: Mal wird die Band in fast undurchdringlichen Nebel, mal ins Licht exakt ausgerichteter Spotlights getaucht. So vergehen die gut 70 Minuten Showtime wie im Flug, bevor sich VADER mit dem abschließenden „War“ angemessen von ihren Fans verabschieden.

  1. Wings
  2. Angles Of Steel
  3. Triumph Of Death
  4. Silent Empire
  5. Prayer To The God Of War
  6. Xeper
  7. Crucified Ones
  8. Go To Hell
  9. Kingdom
  10. The Army-Geddon
  11. Dark Age
  12. Vicious Circle
  13. Carnal
  14. Iron Reign
  15. Parabellum
  16. Cold Demons
  17. Sothis
  18. Black To The Blind
  19. War

vader-02In Sachen Popularität mögen Behemoth ihre Landsmänner längst abgehängt haben – dadurch, dass sich VADER musikalisch jedoch stets treu geblieben sind, können die Polen auf eine absolut loyale Fanbase zählen. Eine mehr als gut gefüllte Halle ist dafür nur ein Beweis – die Hingabe, mit der die Fans die Band während ihrer 75-minütigen Show abfeiern, der viel größere. Wenn es heute vielleicht auch nicht jede Band im Billing gebraucht hätte, und vier (respektive fünf) Bands eigentlich in jedem Genre, vor allem aber in extremen wie Death Metal, zu viel sind: Für VADER harrt man gerne aus und spart sich seine Kräfte.

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert