Tamás Kátai ist ein künstlerischer Tausendsassa, der nicht nur harsche Riffs auf der Gitarre zocken, Landschaften mit seiner Kamera kunstvoll einfangen kann und beruflich als Übersetzer tätig ist, sondern der Mann hinter dem Avantgarde-Metal-Projekt Thy Catafalque erweitert seine musikalische Vita nun mit einem Electronic- / Dark-Wave- / Jazz-Noir-Konzept namens NEOLUNAR und dessen selbstbetitelten Debüt. Neben Kátai, der wie gewohnt Gesang, Gitarre, Bass, Keyboard und die elektronischen Anteile beisteuert, wirken bei NEOLUNAR zwei Saxophonisten und ein Violinist mit, laut eigener Aussage mündete das in „Music for the city, the night, the sleep“. Oder aber auch in etwas, was lediglich Kátai für seine Selbstverwirklichung benötigte, nicht aber die Welt im Plattenspieler.
So wie in jenem Genre, sei es im Metal, im EBM oder im R’n’B, lebt gute Musik davon, dass sie etwas transportiert. Seien es Meshuggah mit brachialer Technik, Wumpscut mit ohrwurmtauglichen Geschichten oder Beyoncè mit sozialkritischen Kampfansagen, der Hörer muss irgendwie von dem ergriffen sein, was er hört, um es immer und immer wieder hören zu wollen. Bei NEOLUNARs Debüt ist es schwierig, dieses Etwas zu finden, was die Scheibe so interessant werden lässt, dass man in Begeisterung verfällt. Zumal ein Track wie „Haar“ wie eine verschollene Thy-Catafalque-B-Seite klingt anstatt wie etwas komplett Eigenständiges. Obgleich die Platte in der zweiten Hälfte ab „München-Hamburg“ mehr Kanten zeigt, reichen diese nicht aus, um die Belanglosigkeit der ersten Tracks vergessen zu machen.
NEOLUNAR fehlt es an Seele, Tiefgang und Ausdruck, die aus den Tracks mehr machen als nur eine lieblose Zusammenwürfelung an Ideen. Das Album plätschert nett und sanft, völlig ungefährlich und ohne jegliche Spannungsbögen aus den Boxen. Nach 40 Minuten Berieselung ist es nahezu unmöglich, sich an einen Höhepunkt oder an einen Ohrwurm zu erinnern, stattdessen verfestigt sich nur der Eindruck, dass NEOLUNAR relativ bedeutungslose Musik machen, denn die bloße Anwesenheit von Saxophon und Violine reichen nun wirklich nicht aus, um eine gelungene Chil-Out/ Ambient-Platte zu kreieren.
Wertung: 4 / 10