Die Begeisterung für satanistischen, klassischen Black Metal wird wohl zumindest in einigen Kreisen immer erhalten bleiben. Obwohl diese Spielweise inzwischen mehr als abgegrast sein dürfte, verwundert es daher dennoch nicht, dass auch mehr als 30 Jahre nach der Entstehung dieses Genres noch immer Bands wie Pilze aus dem Boden schießen, die besagtem Black Metal von anno dazumal frönen. Fünf Niederländer haben 2013 mit DRAUGUR eine weitere derartige Band gegründet und legen nun mit „By The Rays Of His Golden Light“ ihr Debütalbum im Stile orthodox-satanistischen Black Metals vor.
So sehr das alles schon wieder nach Quälen durch 40 Minuten schlecht gespielten, schlecht produzierten Black Metal von ein paar untalentierten Möchtegernmusikern klingt, so positiv ist dann doch die Überraschung, dass DRAUGUR für eine Band dieses Stils erstaunlich begabt sind. Klar, der obligatorische, etwas anstrengende Kreissägen-Sound darf natürlich nicht fehlen, dieser fällt allerdings angenehm professionell produziert aus, sodass die Scheibe doch eine beachtliche Menge an Kraft und vor allem Atmosphäre aufweist. Letzteres ist nicht zuletzt auch den Songwriting-Fähigkeiten der Truppe zu verdanken. DRAUGUR erfreuen den Zuhörer mit einigen sehr schönen Ideen, viele der Riffs, Melodien und Akkordfolgen sind erfrischend unverbraucht und erinnern sogar in ihren besten Momenten an starke Vorzeigewerke wie beispielsweise Mayhems „Grand Declaration Of War“, leider jedoch ohne jemals dessen Klasse zu erreichen.
Dass das Quintett seinen Fokus vor allem auf die mystische, bedrohliche Stimmung legt, die durch die interessante Gitarrenarbeit erzeugt wird, zeigt sich nicht zuletzt durch die Entscheidung der Band, die massig vorhandenen Blastbeats und Doublebass-Passagen im Mix eher in den Hintergrund zu drücken, sodass selbst aggressivere Abschnitte eher flächig als brutal klingen. Gerade diese Flächenriffs werden auf „By The Rays Of His Golden Light“ gerne in mitreißenden Midtempo-Passagen eingesetzt.
Aus DRAUGURs erster Platte hätte tatsächlich ein sehr starkes Werk werden können. Leider versteht die Band es aber bei all den guten Ideen dennoch nicht, wirklich erinnerungswürdige Stücke zu komponieren. Immer wieder blitzen zwar sehr feine Einzelmomente durch, doch die Songstrukturen erweisen sich bei jedem Stück als überwiegend beliebig und daher auch schwer nachvollziehbar. So bleibt auch nach mehreren Durchläufen so gut wie nichts hängen und man muss sich damit begnügen, die Musik im Moment des Hörens schön zu finden, sie aber nicht im Gehörgang wiederzufinden.
DRAUGUR legen mit „By The Rays Of His Golden Light“ ein durchaus gefälliges, solides Black-Metal-Album vor. Neues oder eindeutig Wiedererkennbares sucht man hier zwar vergebens, dennoch kann die niederländische Combo mit einer einvernehmenden Atmosphäre und merklichem Talent punkten. Dass ihr Album sonderlich große Beachtung findet, bleibt dank fehlender Innovation und Eigenständigkeit jedoch fraglich. Dafür muss die Band beim nächsten Mal dann doch etwas mehr abliefern. Bis dahin bleibt ihr Debüt aber auf jeden Fall ein problemlos vorzeigbares Werk, das der Truppe als Fuß in der Tür mehr als dienlich sein dürfte.
Wertung: 6.5 / 10