Dass die französische (Black) Metal Szene in den letzten Jahren florierte, dürfte jeder Person, welche sich auch nur im entferntesten für die schwarzmetallischen Künste erwärmen kann, bekannt sein, doch stellt es ebenso kein Geheimnis dar, dass der Schwarzstahl – absolut gleichgültig, aus welchem Lande stammend – dazu neigt, nach einiger Zeit Abzüge seiner selbst zu fabrizieren. Doch in dem Moment, in welchem man dieser ewigen Dupilkate überdrüssig wird und man beinahe geneigt ist, dem Großteil der Black Metal Szene den Rücken zu kehren, erhebt sich aus eben erwähntem Lande eine Gruppe, welche es sich – so scheint es zumindest – zur Aufgabe gemacht hat, die Innovation sowie die Individualität dieses überaus interessanten Musikstils zu wahren. Der Name dieser Gruppe lautet DEATHSPELL OMEGA. Jedoch haben selbst diese, wie jede andere Band, diverse Phasen durchlebt und ihren Stil mit der Zeit bis zur Unkenntlichkeit verfremdet. Frönten die Musiker auf der Demo sowie den ersten beiden Alben dem Black Metal der skandinavischen Schule, ließen sich doch bereits (trotz erwähnten Beeinflussung) in diesen frühen Jahren Riffs sowie Melodienbögen ausmachen, welche den Grundstein für die heutigen DEATHSPELL OMEGA legten. Dennoch hätte ich sie zu dieser Zeit als „solide sowie wohlklingend, doch nichts weltbewegendes“ eingestuft und ich wäre bei dieser Meinung verblieben, wenn mir nicht eines Nachmittags ein interessantes Paket von No Colours in den Postkasten geflattert wäre. In eben diesem befanden sich (unter diversen anderen Alben) zwei überaus entscheindende. DEATHSPELL OMEGA´s „Si Monumentum Requires Circumspice“ sowie ihr neustes Werk, „Kénôse“. Und genau letzteren Opus behandelt diese Rezension.
Eines vorweg: Die alten DEATHSPELL OMEGA sind in den mir vorliegenden Kompositionen kaum noch existent, allenfalls einige Sekundenbruchstücke sowie Ideologien lassen noch ihre, ehemals skandinavisch beeinflussten Wurzeln, durchscheinen. Mittlerweile gleicht die Gruppe einem Schmetterling, welcher seinen Kokon verlassen hat und nun bereit ist, sich seiner Umgebung zu präsentieren. Bereits das edle Digipack gibt diverse Rätsel auf, was symbolisieren beispielweise die – Erinnerungen an Mikroorganismen weckenden – drei Flecken auf der Vorderseite dar? Die Aufmachung gleicht in Punkto Absurdität der Musik selbst, das vierzigseitige Beiheft ist gespickt mit skurillen Illustrationen, der Aufbau des gesamten Booklets ist schwer nachzuvollziehen, so befinden sich auf manchen Seiten beispielweise bloß alleinstehende Sätze mit einer – scheinbar aus dem Zusammenhang gerissenen – Aussage. Das Heft umfasst drei Sprachen (Französisch, Deutsch sowie Latein), welche sich, bunt durcheinandergemischt, durch das gesamte Booklet ziehen. Liedtitel existieren keine, man beschränkte sich bloß auf die schlichten Nummerierungen „I“, „II“ und „III“, doch sollte nicht verschwiegen werden, dass die Kehrseite der Verpackung drei „Hinweise“, welche sich in Sätze manifestieren, befinden. Eben erwähnte drei Sätze lassen den Rückschluss zu, dass es sich um ein (vom lyrischen Standpunkt aus betrachtet) theologisch-philosophisches Werk handelt, genaugenommen stellt dieses bloß ein Appendix der eigentlichen Hauptthematik („a theological dispute on the divine essence of the Devil, the roles and virtues of faith and the place of man therein“), welche auf „Si Monumentum Requires, Circumspice“ behandelt wurde, dar. was man von einer derartigen lyrischen Ausrichtung nun denken soll, sei einmal dahingestellt, sollte es in erster Linie doch um die Musik gehen, welche sich mit einem Wort perfekt umschreiben lässt: Wirr.
Eine stark todesbleilastiger Klang geht mit – beinahe verstimmt klingenden – Gitarren einher, von alles übertönender, wahnwitziger, Raserei (welche für Marduk möglicherweise bloßes Wunschdenken darstellt) bis zu langsamen Teilen, die sich, einer drohenden Gewitterwolke gleich, über den Hörer auszubreiten scheinen. Doch was passiert nun? Der Sturm bricht abrupt ab, sanfte, dennoch unheimlich anmutende, akustische Gitarren tragen die Stimmung fort, verschwinden so überraschend, wie sie aufgetaucht sind, um ihren Platz unheilvollen Chören zu überlassen. Über alldem thront die Willkürlichkeit, welche diese Faktoren in einem Schmelztiegel miteinander zu vereinen scheint, doch ist dies in der Regel bloß der erste Eindruck, nach dem zweiten bis dritten Durchlauf beginnen sich langsam bereits die chaotischen Soundstrukturen abzuzeichnen. Die Gitarrenklänge variieren relativ stark, von organisch bis schrill ist beinahe alles vertreten, das Schlagzeug ist äusserst druckvoll abgemischt und läuft nie Gefahr, von der Gitarren – sowie Gesangswand erstickt zu werden. Eine Bastion der Innovation stellt wohl das Lied „III“ dar, welches ohne jedweden Einklang losbrettert, schrill wie ein spontan abbremsender Wagen klingen die Gitarren in diesem Lied, doch nach zwei Minuten neigt sich dies dem Ende zu und eine stampfender, mit Hintergrundgeräuschen versehener Teil beginnt sich abzuzeichnen, um bloß gegen Schluss des Liedes ein weiteres mal zu explodieren.
Was bleibt ist ein interessantes, innovatives sowie vielseitiges Album, welches ich jedem ans Herz legen möchte, der sich für avantgardistischen Schwarzmetall begeistern kann.
Redakteur: Andrei Slavescu
Wertung: 9 / 10
Rein akkustisch ist Kénôse wahrhaftig das Bindeglied zwischen dem Erst- und Zweitwerk ihrer schwarzen Triologie. Ersteres für ihre schnellsprinthafte Sägerei und letzteres für ihren kakophonen Spirit, der das Gesamtkonzept sehr kalt und trocken wirken lässt. Hier wird solang geholzt, bis gemerkt wird, das Rauschzustände auch aufgeladen werden sollten. Gesagt getan. In ihren Midtempo-Passagen steht widerrum Zugänglichkeit ganz gross geschrieben. Solch ein Album lässt sich nur schwer eintrichtern, was für manch einen den Hörgenuss in die Länge zieht. Soll was heissen bei der kurzen Spieldauer. Wer grimmig ist wird hier ausflippen und kann sich auch mal gemütlich seine Schandtaten ansehen. Bessere Veranschaulichung vom Redakteur. Bei der Punktevergabe halte ich mich etwas zurück. Kenn doch DO. 7/10