Interview mit Dargon von Elmsfeuer

Mit den Frankfurtern ELMSFEUER schickt sich eine weitere Mittelalterformation an, dem Piratenthema ein modernes Gesicht zu verpassen. Im Vergleich zu anderen Freibeutern wie Vroudenspil oder Mr. Hurley & die Pulveraffen, konzentrieren sich Käpt’n Wirti und seine Mannschaft auf die freibeuterische Rockmusik. Wir wollten mehr über das hoffnungsvolle Nachwuchsprojekt erfahren und sprachen mit Gitarrist und Gründer Dargon über das Debüt „Schatzsuche“ sowie Verbindungen zu anderen Folkrock-Gruppen, fehlende Mundorgeln, Zwei- und Dreideutigkeiten sowie vieles mehr.

 

elmsfeuer
Ahoi Dargon! Du hast Elmsfeuer gegründet. Man kennt euch weniger, stellt euch doch bitte kurz vor.
Avast! Wir sind eine recht bunt zusammen gewürfelte Freibeutermeute! Bunt deshalb, weil wir alle musikalisch aus anderen Richtungen kommen. Wir haben von Deathmetal über Rock bis zum Orchester die unterschiedlichsten musikalischen Hintergründe vertreten. Und jetzt sind wir Freibeuter.

Wie würdest du selbst eure Musik beschreiben?
Piratenrock ist im Grunde Mittelalterrock, nur im Piratengenre. Statt eines Dudelsacks gibt es Akkordeon und damit die Dame nicht so alleine auf der Bühne ist, haben wir noch eine Geigerin mit an Bord. Das ganze bekommt durch E-Gitarre, Bass und Drums den nötigen „Rock“ und unser Sänger spielt natürlich akustische Gitarre dazu. Somit müssen sich die hübschen Damen stets gegen die rockige Front behaupten und bringen so einige Melodien und Folknoten an Bord.

Wodurch unterscheidet ihr euch von anderen Bands aus eurem Genre? Das Piratenthema ist ja bekanntlich im Folkkontext alles andere als neu…
Fragst Du das auch eine Deathmetal-Band oder andere MA-Band!?^^
Natürlich. Schließlich geht um Alleinstehungsmerkmale.
Nun gut, wir unterscheiden uns dadurch, dass wir alles größtenteils selbst erarbeiten. Recherchen, Melodien, Songtexte – keine Shantys oder Mundorgeln ;-)
Wir unterscheiden uns außerdem durch unseren Gesang. Keine „ach so böse“ Stimme als Sänger, sondern Käpt’n Wirti, der auch singen kann. Ich mag das Folkige sehr und auch das Raue. Das lädt ein zum Feiern, aber wir vermitteln bedeutend mehr! Meerdeutigkeit bei den Texten, Melodien und zusammen eine gute Zeit verbringen.

Was denkt ihr über andere Freibeuter an der Folkfront wie z.B. Vroudenspil oder Mr. Hurley & die Pulveraffen?
Auf die Freibeuter von Vroudenspil treffen wir erstmals bei dem „Pirates-Event“. Das wird grandios, Flint´s Buccaneers organisieren ein komplettes Wochenende in rein piratiger Atmosphäre in Jülich. Die Pulveraffen kennen wir natürlich persönlich, mit denen haben wir letztes Jahr die Bühne auf der Roleplay Convention geteilt. Beide Bands sind in Ihrem musikalischen Bereich, die einen Folk und die anderen Tavernenmusik, grandios. Glücklicherweise kommen wir uns musikalisch nicht in die Quere, der Rockbereich bleibt UNS somit erhalten.

Der bevorstehende Abschied von Hotti bei Nachtgeschrei war Ende 2011 gleichzeitig euer Anfang auf der Bühne. Wie kam es dazu?
Nunja, Oli & Tilman von Nachtgeschrei sind zwei ehemalige Bandkollegen von mir. Wir haben bis vor ein paar Jahren zusammen noch Melodic-Deathmetal mit Paimon gespielt. Tilman ist mein bester Freund und nachdem wir es geschafft hatten, bis zum November 2011 (genauer gesagt 5 Monate nach Bandkomplettierung) genug Songs zu schreiben, konnten wir uns als Vorband anbieten. Obwohl wir Freundschaft hegten, war unser Support dennoch nicht so einfach beschlossen, klappte aber letztendlich doch. Im folgenden Jahr konnten wir dann eine Menge Erfahrung sammeln und uns auf einigen Bühnen behaupten. Nach mehr als über ein Dutzend Gigs feierten wir sogar an Silvester 1712 unseren ersten Bühnengeburtstag. Entsprechend nahe lag es, dass wir Nachtgeschrei auf ihrer CD Releasetour im Mai 1713 hier in Frankfurt wieder supporten. Dieses Mal etwas anders – wir haben nun erste eigene Fans mitgebracht! ;-)

Wie ging es mit Elmsfeuer 2012 nach dem Live-Debüt weiter? So richtig in den Blickpunkt seid ihr erst wieder beim Festival Mediaval V gerückt, als ihr den Goldenen Zwerg gewonnen habt.
Das stimmt nicht ganz, wir haben einige wichtige Konzerte bestritten: Roleplay Convention in Köln, Hayner Burgfest, in Dillenburg waren wir der abendfüllende Headliner und auch auf einer privaten Hochzeit gaben wir unser Bestes ;-)
Dazu haben wir auf dem MPS vorgespielt und werden nun dort öfters sein. Aber in Selb als Newcomer gekrönt zu werden, machte uns mehr als glücklich! Den Zwerg schleppen wir auch stets mit, sogar ins Studio. Mittlerweile haben wir feste Termine für Märkte, die verstärkte Musik haben wollen, und in Selb sind wir natürlich wieder dabei. Unser Booker Matthias von Cerritus bucht uns stets in die Taverna Cerritus nach Hamburg. Dadurch dass wir mit unseren Jobs zeitlich stets im Clinch liegen, können wir leider nicht an allen Terminen teilnehmen, die uns angeboten werden, aber immerhin sind wir beim Hörnerfest dabei und werden dieses Jahr sicher mehr als zwei Dutzend Auftritte haben.

Wie sehen eure Pläne für dieses Jahr und darüber hinaus aus?
Ende Mai erscheint unser Debütalbum „Schatzsuche“, darauf sind wir schon total gespannt. Konzerte haben wir schon größtenteils gebucht und sind neugierig, ob sich manch Veranstalter meldet, der zuvor etwas „zurückhaltender“ war. Außerdem müssen wir noch einen Gig mit unseren guten Freunden von Heiter bis Folkig organisieren. Aber schon jetzt haben uns großartige Musiker ein tolles Feedback auf unsere erste CD gegeben. Natürlich schreiben wir weiter an neuen Songs und werden das MPS rocken.

Mit „Schatzsuche“ steht eure erste Veröffentlichung an. Wie fühlst du dich? Bist du zufrieden mit dem Ergebnis?
Ich höre jeden Abend, wenn ich es mir zeitlich erlauben kann, das Album in Dauerschleife. Die Geisterjagd nach „Fehlern“ und „Sound“ haben wir beendet. Ich glaube, ich war fast so viele Stunden beim Abmischen anwesend wie zuvor beim Einspielen meiner Gitarren und der Geigenspuren. Und ja, ich bin sehr zufrieden und habe das Gefühl, jedes Mal neue Facetten zu hören wie diese kleinen Spielereien der Instrumente.

Gibt es etwas an dem Album, womit du nicht 100% zufrieden bist?
Das verrate ich beim Interview zum 3. Album *grins*

Habt ihr auf „Schatzsuche“ ein bestimmtes Konzept verfolgt? Wenn ja, was hat euch zu diesem Schritt bewegt?
Wir haben versucht, unserem Gesamtalbum einen Titel zu geben. Dieser sollte alle Songs vereinen. „Schatzsuche“ bedeutet für uns eine Art Aufbruchsstimmung. Auch wenn das Album mit „Weltenrand“ ein Ende findet, ist es ähnlich wie bei einer bekannten Disneyproduktion: Teil 2 ist in Planung. Da wir gerade bei unseren ersten Songs sehr stark überlegt hatten, wie wir unsere Jungfernfahrt bestreiten wollen, wurden diese sehr gezielt ausgewählt. Bildlich kann man sich aber einen ersten Landgang unserer Crew vorstellen: vom Ankern bis zur Tavernenschlägerei und der folgenden Sehnsucht nach der See.

Kannst du vielleicht kurz auf die Texte zu den einzelnen Songs eingehen?
Unsere Texte handeln von unseren abenteuerlichen Erlebnissen an Land und auf See. Da gibt es wilde Tavernenraufereien, Kaperfahrten, leidenschaftliche Affären, wie auch die Wahrheit über unsere Sehnsucht zur See. Alleine „Schatzsuche“ erzählt dem Hörer, worauf es in diesem einen Leben ankommt, wobei das „wahre Leben“ wiederum zwei- bis dreideutig zu verstehen ist.

Der Grundton des Albums ist sehr fröhlich. Wie kam das? Welche Intention verfolgt ihr damit?
Der Grundton spiegelt vielleicht unser Bestreben und die daraus resultierende Publikumsreaktion wieder. Eigentlich müsste es somit heißen, der Grundton klingt betrunken. Nein, im Ernst, wir schreiben unsere Musik aus dem Bauch heraus. Warum sollte dann bei so einem feierwütigen Publikum etwas Traurigeres herauskommen? Dennoch legen wir großen Wert aufs Songwriting und wollen ganz sicher nicht eine „Spaßband“ werden. Außerdem haben wir auch Balladen und ernste Nummern. Aber prinzipiell wollen wir ein gutes Gefühl vermitteln und eine gute Stimmung zurückbekommen.

Was fasziniert euch an der Piraten-Thematik? Befasst ihr euch auch intensiv außerhalb der Band damit?
Piraten sind Teil jedes Kindertraums. Jeder kann sich mit seiner Rolle in jener Abenteuerwelt wiederfinden – so wie die Mannschaft der Elmsfeuer auch. Nicht ohne Grund haben wir zum Beispiel eine feste Rollenverteilung, die nicht nur den Rang an Deck regelt, sondern auch jeden persönlich wiederspiegelt. Natürlich halten wir auch Kontakt zu allen berüchtigten Mannschaften und auch das Cover-Artwork von „Schatzsuche“ hat 100%igen Seeräuberhintergrund. So haben wir mit der Koch-Media GmbH einen tollen Partner gefunden und durften somit unser Cover mit einer Entwicklergrafik von „Risen 2 – Dark Waters“ schmücken.

Spielt ihr lieber in kleinen Clubs oder auf größeren Open Air Festivals?
Dies beantworten wir am Ende des Jahres, aber wir spielen sehr gerne live.

Ich würde das Interview gerne mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden: Ich nenn dir ein paar Begriffe, und du sagst einfach, was dir dazu als erstes einfällt:

Pseudonyme bei Mittelalterbands – Absolut wichtig! Meines ist aber schon mehr als 10 Jahre alt *zwinker*
Sängerwechsel bei Nachtgeschrei – Ich hätte ihn schon 2 Jahre zuvor gekickt. Und Martin ist cool!
Rum, Met und Bier – Rum ist gut, aber nur in piratiger Gesellschaft. Frucht-Met für die Damen und Backstagebier für mich! Aye!
Fluch der Karibik – Johnny Depp schon immer genial und einfach nur geiles Kino! (wie beschreibt sich das MPS selbst: „nicht authentisch, sondern phantastisch“?! -> trifft es mit einer Breitseite!)

Die letzten Zeilen gehören dir…

Also, ihr Muschelkratzer, besucht uns an Deck: http://www.piratenrock.de und feiert mit uns!
Vielen Dank für Eure Unterstützung und dieses Interview! Achso, die „Musikerpolizei“ ist bei uns an Bord unerwünscht! ;-)

Vielen Dank für deine Zeit!

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