Interview mit CaptainDrunk

Die YouTube-Szene im Metal-Bereich wächst stetig und bringt immer wieder neue Kanäle hervor. Den Personen dahinter und ihrer Arbeit möchten wir in unserer Interviewreihe etwas mehr Aufmerksamkeit schenken und Hintergründe erfahren. Direkt aus seinem Piratenschiff berichtete uns CAPTAINDRUNK, warum Gaming für ihn wichtig ist, wieso er durch den Drachenlord einige Bekanntheit erlangen konnte und aus welchem Grund Vollbärte im Trend liegen.

Stell bitte dich und dein Format kurz unseren Lesern vor, die dich eventuell noch nicht kennen.
Ich bin CaptainDrunk, Metal- und Festival-YouTuber. Man findet mich meistens auf kleinen und großen Festivals, entweder betrunken oder am Filmen.

Was waren deine Beweggründe, Videos für YouTube zu drehen? Welche Leute möchtest du damit erreichen?
Ich habe früher immer wieder mal kleine Let’s Plays und andere Videos gemacht, ich wusste nie genau, was ich eigentlich machen oder werden wollte. Kurz vor dem M’era Luna 2015 habe ich dann angefangen, meinen Kanal komplett umzubauen, Name und Format. Damals wollte ich verschiedene Genres auf dem Kanal vereinigen, Metal/Festival, Gaming/Nerd-Themen und gruselige Dinge. Ich hatte sogar eine Art Comedy angefangen, mit verschiedenen Captains, die miteinander agieren. Bis vor wenigen Monaten konnte man diese Episoden noch sehen, mittlerweile sind sie gelöscht. Ich bin ja mit der YouTube-Szene aufgewachsen und wollte ebenfalls ein wenig Fame oder mal damit Geld verdienen. Mittlerweile hat sich das aber alles geändert.

Wie ist der Name für deinen Kanal entstanden?
Das ist eine lustige Geschichte, ich verdanke dem Namen sogar Assassin’s Creed Black Flag. Ich schreite mal kurz ins Jahr 2013/2014, als ich das Spiel gespielt habe und mich in der Welt der Piraten verlor, die ich davor sehr langweilig gefunden hatte. In meiner Kneipe saß ich dann und war auf der Suche nach einem neuen alkoholischen Getränk für mich. Ich hatte davor immer Wodka Bull getrunken, kam aber mit dem Red Bull nicht mehr klar. Ich probierte Captain Cola und fand es so mega gut, dass ich es überall trank, wo es das gab. Als ich dann mit meinem besten Freund über den Kanal sprach, schlug er irgendwas mit Captain vor und ich meinte „Wie wäre es mit CaptainDrunk?“ Ich mag Piraten und bin gerne betrunken, also warum nicht? So wurde der Name Programm!

Welche Vor- und Nachteile siehst du bei YouTube im Vergleich zu einem (Online-) Magazin?
Darüber hatte ich mir nie wirklich Gedanken gemacht. Ich finde ja, dass sowieso nur noch wenige Leute Magazine kaufen. So wirklich weiß ich es nicht, die meisten Informationen bekommt man ja gut im Internet. Ich habe mir früher immer Gaming-Magazine gekauft, die bringen ja jetzt kaum noch was, da viele Magazine auch über YouTube arbeiten und so Informationen über Games bringen. So ähnlich, finde ich, tun wir Metal-YouTuber das auch. Ihr Schreiber macht dies ja auch, ihr besucht Konzerte und Festivals, schreibt über neue Bands und Alben. Wir YouTuber zeigen aber bewegtes Material, was ein großer Unterschied zu euch ist. Ihr zeigt sicherlich mal ein paar Fotos, aber wir zeigen ja bewegte Bilder von den Konzerten oder Festivals und können auch mal ein paar Lieder einspielen in unsere Reviews. Ich finde. das ist der Nachteil an den Magazinen. Sollten die Metal-YouTuber größer und bekannter werden, könnte das vielleicht ein Nachteil für Online-Magazine sein, was ich natürlich schade finde, da die Schreiber von Magazinen erstmal viel Lernen und Studieren müssen, um irgendwo einzutreten. Jedoch kann heute jeder eine Website erstellen und über Konzerte und Festivals schreiben. Ich meine, wir haben auch klein angefangen, sind zu Festivals und Konzerten und Bands gegangen und steigen so langsam im Bekanntheitsgrad auf.

Wie schnell vergrößert sich denn die Reichweite? Wie viel Potenzial siehst du da in der Metal-Szene?
Das ist von YouTuber zu YouTuber unterschiedlich, meine Reichweite wird meistens auf Festivals größer. Ich sehe bei den Metal-YouTubern zwar schon ein Potenzial, aber kein großes. Wir werden nie so groß wie die normalen YouTuber mit einer Million Abonnenten, die haben einfach anderes Publikum. Ich schätze, auf deutschem Boden könnten wir knapp 200.000 Abonnenten groß werden.

Die YouTuber-Szene ist heutzutage sehr schnelllebig. Was muss man deiner Meinung nach tun, um weiterhin interessant zu bleiben?
Ich unterscheide da die normalen YouTuber und uns Metal-YouTuber. Wir haben alle unsere Festivals und Konzerte, die wir ständig besuchen. Ich verfolge die normale YouTube-Szene auch heute noch, obwohl ich viele YouTuber nicht mehr schaue. Ich habe auch die Zeiten miterlebt, wo jeder Beef hatte, wo die ganzen Pranks stattgefunden haben und gerade in der Horror-YouTube-Szene, wo jeder das gleiche gemacht hat. Ich finde, da unterscheiden wir Metal-YouTuber uns ziemlich von allen anderen. Wir haben zwar unsere Festivalberichte, aber jeder gestaltet sie anders. Mir sagt man nach, dass ich gerne ein Festivaltagebuch aufnehme, wo andere nur Impressionen oder Konzerte filmen. Ehrlich gesagt interessiert mich der Campingplatz sogar mehr als das Infield, weil die Geschichten auf dem Campingplatz meist interessanter sind, als eine Band zu sehen, die ich auch so irgendwo sehen kann. Bei uns in der Metal-Szene gibt es keine Trends, denen wir nachgehen.

Natürlich ist auch in diesem Bereich nicht alles Gold was glänzt. Welche Grenzen bringt das Format für dich mit sich?
Der Winter und die Arbeit, für mich beginnt die Festivalzeit meistens April/Mai und endet im August, dann ist tote Hose und ich weiß nicht, was ich im Winter anfangen soll. Es gibt sehr viele tolle Festivals, die ich gerne mal besuchen würde, leider kann ich nicht jede Woche Urlaub nehmen und ich habe gerade diesen Sommer gemerkt, dass zu viele Festivals mich auch ziemlich müde machen. Gerade auf dem Summer Breeze habe ich dieses Jahr sehr wenig gemacht und gefilmt, weil ich einfach so kaputt war von den anderen Festivals. Deswegen überlege ich mir, ob ich nächstes Jahr zwei weniger mitnehme und dafür viel mehr Spaß auf den anderen Festivals habe.

Welches Equipment nutzt du für deine Videos und wieviel Geld hast du bereits investiert?
Ich sage schon seit drei bis vier Jahren, dass ich mir eine neue Kamera kaufen will. Als ich mir damals die erste Sony-Digitalkamera gekauft habe, war ich mir sicher, bald eine andere zu haben. Leider ist dies nie passiert, aber ich war mit meiner Qualität immer zufrieden. Mittlerweile hat meine Kamera aber den Geist aufgegeben und ich filme seit zwei bis drei Festivals mit meinem Huawei-Handy, was die Qualität ziemlich gesteigert hat. Ansonsten habe ich in mein Schnittprogramm investiert, das hat mich damals knapp 120 Euro gekostet.

Wie lange dauert es, bis ein Video bereit zum Upload ist? Übernimmst du alles vom Schneiden, Bearbeiten usw. selbst?
Ich schneide und bearbeite die Videos selbst und brauche dafür meistens eine halbe Stunde. Für beides inklusive Rendern, kommt immer auf die Größe an, meistens eine Stunde und dann 20 Minuten auf YouTube, um das alles hochzuladen.

Wieviel Geld wirft YouTube für dich ab?
YouTube wirft für mich kein Geld ab, da ich zu wenig Abos habe. Erst bei tausend kann man wieder Geld verdienen. Früher, als die Regelung anders war, habe ich knapp zwölf Euro in einem Jahr verdient. Ich arbeite hauptberuflich bei meinem Vater im Betrieb.

Wie sind die Reaktionen der Leute auf deine Videos? Gerade bei YouTube gibt es viel Hate Speech. Warst du davon schon betroffen?
Ganz am Anfang hatte ich ein Video über den Drachenlord gemacht und ein paar seiner Hater bekommen, die ich aber irgendwie zu meinen Zuschauern gemacht hatte. Sie fanden mich dann symphatischer. Natürlich kommen immer wieder ein paar Hater. Ich hasse dieses Wort, ehrlich gesagt. Es sind halt Leute, die anderen nichts gönnen und eben Stunk machen wollen. Meistens antworte ich ihnen ganz normal oder ignoriere es einfach.

Und wie ist das Verhältnis unter euch YouTubern? Gibt es freundschaftliche Verbindungen, kollegialen Respekt oder vielleicht sogar „Beef“?
Gerade wir Metal-YouTuber hatten ehrlich gesagt noch keinen richtigen Beef. Wir verstehen uns untereinander und wollen uns gegenseitig pushen und helfen. Dafür haben wir ja den Metal-Mittwoch und pushen uns auf Instagram meistens hoch. Auch wenn wir uns auf Festivals treffen, arbeiten wir zusammen oder besaufen uns.

Wirst du auf der Straße mittlerweile erkannt?
Ich werde meistens auf den Festivals erkannt und freue mich immer, wenn Zuschauer mich ansprechen oder ein Foto machen wollen. Das ist mehr wert als jedes Geld. Unterschrieben habe ich bisher zwei Kutten und zwei Beine, aber ich habe mir überlegt, mal ein paar Autogrammkarten zu machen.

Du hast bereits vom Ekalpytic, Aaargh Festival oder Summer Breeze berichtet. Bekommst du Unterstützung von Veranstaltern oder Labels?
Mit Labels habe ich bisher sehr wenig zusammengearbeitet, es sind eher die Veranstalter, die mit mir quatschen oder arbeiten. Mit einigen Veranstaltern habe ich eine freundschaftliche Basis und der Organisator vom Aaargh findet es auch gut, dass er durch meine Videos sieht, was eigentlich auf seinem Festival abgeht. Er muss ja arbeiten und kann sich meine Videos in Ruhe anschauen, sobald er Zeit hat. Ich frage die Besucher auch immer nach Verbesserungsvorschlägen, so kriegen die Organisatoren vielleicht auch ein paar Vorschläge.

In deinen Rubriken „Captain’s MetalMittwoch“ und „Captain spricht mit“ hast du diverse Underground-Bands wie Feradur, Demorphed, Convictive oder Silverbacks Öf Death vorgestellt. Ist es dir ein besonderes Anliegen, den Underground zu unterstützen? Gibt es eine Band, die du unseren Lesern besonders empfehlen kannst?
Ich bekomme ab und an Anfragen von Bands, die meisten schicken mir dann auch digital ihre neuen Alben oder ich darf mir das Album auch mal vor Release anhören. Ich finde, gerade der Underground-Szene sollte man unter die Arme greifen. Die Bands wollen sich ja auch hocharbeiten und ihrem Hobby nachgehen. So lernt man meistens tolle Leute kennen und vielleicht die eine oder andere neue Band. Ich helfe gerne, auch wenn ich stets Angst vor den Reviews habe. Ich kann das nicht so gut wie andere, versuche aber immer mein Bestes zu geben. Eine Band, die ich empfehlen kann, wäre wohl TavaroN. Die Jungs aus dem Pott sind gute Männer, die gute Musik machen. Ansonsten auch Krankheit, ich mag die Jungs und wir pflegen ein gutes Band zueinander.

In deinem Kanal findet man auch Videos zu einer Demo gegen Artikel 13 oder einem verlassenen Kinderheim. Wieso beschäftigst du dich mit diesen Metal-fremden Themen? Kann man hier in Zukunft noch mehr erwarten?
Gerade in den Zeiten, wo Festivals in der Pause sind, versuche ich die Leute auch zu unterhalten. Ich will nebenbei auch noch andere Dinge machen, die ich gerne mache. Ich überlege zurzeit, ob ich wieder mit Gaming-Videos anfangen soll, die ab und an auf meinem Kanal erscheinen. Es ist nicht gerade einfach, seine Mitte zu finden, die auch die anderen überzeugt, da haben aber viele YouTuber zu kämpfen, gerade die Großen.

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Ok, dann danke ich dir an dieser Stelle für das Interview. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich es an dieser Stelle gern mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir spontan zu folgenden Begriffen ein:
Vollbart: Trägt mittlerweile irgendwie jeder, weil es unter anderem ein Viking-Ding war.
Lordi: Ganz coole Band, habe sie auf dem Summer Breeze zum ersten mal live gesehen.
Dein Lieblingsalbum: ASP – Zaubererbruder, Circus Of Fools – Rex, Gloryhammers zweites und drittes Album, AlestormNo Grave But The Sea
Fridays For Future: Finde ich überbewertet. Wo waren die Demos in den Sommerferien?
Mit Scharf? Beinahe alles Essbare. Ich liebe scharfes Essen!
CAPTAIN DRUNK in 10 Jahren: Eine sehr interessante Frage. Wahrscheinlich immer noch betrunken auf einem Festival, bis die Sonne aufgeht.

Die letzten Worte gehören dir – gibt es noch etwas, was du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Ich kann euch nur sagen: Besucht kleine Festivals, hört euch kleinere Bands an und gebt uns YouTubern eine Chance. Wir wollen euch gerne die verschiedenen Bands und Festivals zeigen und was wir dort so erleben. Wir trinken gerne einen mit euch und sprechen auch gerne mit euch.

Publiziert am von Christian Denner

Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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